Im Zentrum solcher Beschwerden sehen Ärzte heutzutage vielfach die Darmbakterien, das sogenannte Darm-Mikrobiom. Es ist die Gemeinschaft der natürlicherweise im menschlichen Darm lebenden Bakterien, über deren Bedeutung Forscher mehr und mehr erfahren. Auf einer wissenschaftlichen Veranstaltung für Journalisten in Hamburg berichtete Professor Dr. Peter Malfertheimer von der Universitätsklinik Magdeburg darüber. Ihm zufolge ist in zahlreichen Studien an Mensch und Tier nachgewiesen worden, dass das Darm Mikrobiom in den gesamten Verdauungsprozess eingreift. "Von besonderer Brisanz ist dabei die Interaktion des Mikrobioms mit dem Nervensystem und der Psyche", betonte Malfertheimer. Es habe somit auch Einfluss auf Entwicklung und Fortschreiten neurologischer Erkrankungen wie Demenz, multiple Sklerose und Parkinson.
Auf den Bauch bezogen sind es in der westlichen Welt besonders Reizmagen und Reizdarm, die Mediziner bisher vor ein Rätsel stellten. Eine mögliche Ursache sehen sie mittlerweile in einer veränderten Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms. Zum Beispiel bei Fehlernährung, starkem Übergewicht oder durch Infektionen kann sich das Gleichgewicht der Bakterien-Besiedlung im Darm verändern oder sich krankmachende Keime dort einnisten. Das kann unmittelbar die Magen-Darm-Gesundheit beeinträchtigen und unter anderem zur Reizdarm-Symptomatik führen.
Magen-Darm-Beschwerden können aber auch ausgelöst werden, wenn die Betroffenen eine hektische Lebensweise haben, wenn sie unter psychischem Druck stehen oder Angst oder Stress ausgesetzt sind. Stressbedingte Probleme lassen nach, wenn man es schafft, den psychischen Druck zu vermindern. Die Zusammensetzung der Darmflora lässt sich allein dadurch meist nicht verändern. Hier hilft eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten wie Obst und Gemüse. Auch sogenannten Prä- und Probiotika können zum Einsatz kommen.
Präbiotika: Darunter versteht man unverdauliche Nahrungsbestandteile, Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität erwünschter Darmbakterien anregen.
Probiotika: Dabei handelt es sich um Nahrungsmittel und Zubereitungen mit speziellen Bakterien und Hefen. Hierzu gehören zum Beispiel verschiedene Milchprodukte oder Sauerkraut.
Auch Arzneipflanzen können hier helfen. Indische Flohsamenschalen setzen Ärzte gegen die Beschwerden beim Reizdarm ein. Die Flohsamenschalen bestehen größtenteils aus Ballaststoffen, die der Körper unverändert ausscheidet. Sie lindern damit sowohl Durchfall als auch Verstopfung der Betroffenen – normalisieren also die Darmtätigkeit.
Weitere Arzneipflanzen wie die Bittere Schleifenblume, Angelikawurzel, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Pfefferminze und Süßholzwurzel tragen ebenfalls dazu bei, dass es Magen und Darm besser geht. Sie hemmen Entzündungen, wirken entblähend und steigern den Gallenfluss. Sie steuern damit die Bauchbeschwerden von ganz unterschiedlichen Seiten an. In der Apotheke gibt es Kombinationspräparate, die mehrere davon enthalten. So kann sich ihre Wirkung ergänzen.
Max Conradt/RF