Hämorrhoidensalben mit dem Wirkstoff Glyceroltrinitrat können die Verbreitung eines Schlangentoxins im Körper verlangsamen. Dadurch bleibe den Betroffenen mehr Zeit, bis ein Antiserum bereit stehe. Das zeigen erste Versuche australischer Forscher rund um Dirk van Helden von der Universität von Newcastle in Callaghan.
Schlangengift wird nicht direkt ins menschliche Blut aufgenommen. Die relativ großen Schlangentoxine verbreiten sich im Körper zunächst über die Lymphe. Das in der Rektalsalbe enthaltene Glyceroltrinitrat - auch Nitroglycerin genannt - hemmt den Pumpmechanismus des lymphatischen Systems. Wenn der Gebissene sich über das Schmieren hinaus nicht bewegt, ist die erste Hilfe perfekt. An Schlangengift sterben nach Angaben der Forscher jedes Jahr rund 100 000 Menschen. Weitere 400 000 müssen nach Bissen der Schuppentiere amputiert werden.
Van Helden und die anderen Wissenschaftler spritzten den Testpersonen eine ungefährliche Substanz in den Fuß, um einen Schlangenbiss zu simulieren. Mit Spezialkameras ließ sich die Ausbreitung im Körper verfolgen. Die Testsubstanz benötigte im Mittel etwa eine Viertelstunde bis zum Erreichen der Lymphknoten in der Leistengegend. An einem zweiten Tag wurde der Versuch wiederholt. Diesmal wurde die Stelle des simulierten Schlangenbisses jedoch mit der Rektalsalbe eingerieben. Das Ergebnis: Die Substanz benötigte im Mittel beinahe eine Stunde, bis sie das Blutsystem erreichte. Bedingung der Tests war, dass die Teilnehmer während der Prozedur still liegen blieben, um die Bewegung der Lymphflüssigkeit nicht durch Muskelbewegungen zu beeinflussen.
In Versuchen mit Ratten wurde echtes Gift der australischen Östlichen Braunschlange gespritzt. Die Ausbreitungsdauer des Gifts verlängerte sich durch das Auftragen der Hämorrhoidensalbe um 6 Minuten. Satte 31 Minuten dauerte es länger, bis es bei den Ratten zum Atemstillstand kam. Die Wissenschaftler betonten jedoch, dass die Tests auch noch mit anderen Schlangengiften durchgeführt werden müssten, da diese unterschiedlich wirkten.
FH