Apothekerin Bernadette Stange
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15.10.2023
Schon im Jahre 1672 beschrieb der britische Arzt Thomas Willis erstmals eine Ruhelosigkeit mit Bewegungsdrang. Ihren englischen Namen Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS, erhielt die Krankheit aber erst in den 1940er-Jahren durch den schwedischen Neurologen Karl-Axel Ekbom.
Kribbeln, Schmerzen, Spannung
Schon früh erkannten Wissenschaftler, dass die Erkrankung familiär gehäuft vorkommt. Mithilfe moderner Genanalysen ließ sich diese Beobachtung später untermauern. Fest steht auch, dass Eisen und der Signalstoff Dopamin eine wichtige Rolle spielen. Einige Studien zeigten außerdem, dass eine mangelhafte Sauerstoff versorgung des Körpers RLS begünstigt. Menschen, die hoch in den Bergen leben, erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit als Flachlandbewohner. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere eher als junge Menschen.
Typischerweise macht sich RLS durch Kribbeln, Schmerzen oder Spannung in den Beinen bemerkbar, was einen Bewegungsdrang verursacht. Die Beschwerden beginnen oder verschlechtern sich beim Liegen oder Sitzen, typischerweise in der Nacht. Bewegung lindert die Missempfindungen. Die Krankheit tritt zwar auch für sich allein auf, häufig geht sie aber gemeinsam mit anderen Erkrankungen einher, zum Beispiel Parkinson, chronischen Schmerzen oder Multipler Sklerose. Bestimmte Medikamente begünstigen das Auftreten ebenfalls. Meistens handelt es sich um Arzneimittel, die im Nervensystem wirken. Daher ist es wichtig, dass der Arzt über alle eingenommenen Wirkstoffe Bescheid weiß.
Welche Mittel helfen können
Die Krankheit lässt sich zwar nicht heilen, aber es gibt Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. RLS-Patienten haben oft einen niedrigen Eisenspiegel. Die Leitlinie empfiehlt daher zunächst eine Eisenergänzung. Wenn die Beschwerden anhalten, kommen Wirkstoffe aus dem Bereich der Parkinsonbehandlung zum Einsatz, da sowohl Parkinson als auch RLS ein Ungleichgewicht im Dopaminhaushalts zugrunde liegt. Früher wurde sehr häufig das Parkinsonmedikament Levodopa verordnet. Hier zeigte sich jedoch, dass die Krankheit vor allem bei täglicher Einnahme in höheren Dosen schneller fortschreitet. Deshalb legt man mittlerweile Einnahmepausen ein. Auch Wirkstoffe, die ursprünglich aus der Epilepsiebehandlung stammen, helfen gegen RLS. Sie heißen Gabapentin und Pregabalin. Als Mittel der zweiten Wahl gilt das morphinartige Schmerzmittel Oxycodon.
Wie man selbst aktiv wird
Viele Betroffene möchten sich gerne mit ergänzenden Methoden etwas Gutes tun. Für Bewegungstraining, beispielsweise Yoga, und Infrarotlichtbehandlungen konnten positive Effekte gezeigt werden. Eine eisenreiche Kost wirkt unterstützend. Vitamin B12 und Folsäure können ebenfalls das Wohlbefinden verbessern. Werden Nahrungsergänzungsmittel langfristig eingenommen, am besten mit Arzt oder Apotheker sprechen. Für Magnesium, Kältetherapie und Akupunktur gibt es bislang keine Empfehlung in den ärztlichen Leitlinien. In manchen Untersuchungen wirkten aber auch diese Methoden kurzfristig lindernd.
Inwiefern Genussmittel wie Kaffee die Beschwerden beeinflussen, konnten Wissenschaftler noch nicht abschließend klären. Hier müssen Patienten ihren Körper gut beobachten und für sich herausfinden, was ihnen guttut. Wer sich informieren möchte oder emotionale Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe sucht, findet auf der Internetseite der Deutschen Restless- Legs-Vereinigung aktuelle Informationen.