11.06.2018
Waren dänischen Kindern bis zum neunten Lebensjahr die Mandeln oder Polypen entfernt worden, stieg auf lange Sicht ihr Risiko für Atemwegserkrankungen, Infektionen und Allergien an. Dies berichten Byars und Kollegen in der Fachzeitschrift JAMA Otolaryngology - Head & Neck Surgery. Eine Mandelentfernung führte beispielsweise zu einem fast dreimal so hohen Risiko für Erkrankungen der oberen Atemwege. Eine Entfernung von Polypen stand mit einem doppelt so hohen Risiko für eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Erkrankungen der oberen Atemwege in Zusammenhang, sowie wie mit einem fast doppelt so hohen Risiko für eine Bindehautentzündung. Im Gegensatz dazu seien die langfristigen Vorteile einer Operation meist gering gewesen und es habe sich ein vergleichsweise neutrales Bild von teils abnehmenden, teils steigenden Risiken der zu behandelnden Krankheit ergeben, schreiben die Autoren. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass es wichtig sei, bei den Überlegungen zu einem solchen Eingriff auch die Langzeitrisiken zu bedenken und dem Nutzen gegenüberzustellen.
Die Entfernung von Mandeln oder Polypen werde häufig in der Kindheit durchgeführt, um Krankheiten wie chronische Mandelentzündungen, Mittelohrentzündungen oder Atembeschwerden zu behandeln. Sie sind jedoch Teil des Immunsystems und werden normalerweise in einem Lebensalter entfernt, in dem die Entwicklung des Immunsystems in einer empfindlichen Phase ist. Aktuelle Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass Mandeln und Polypen eine besondere Rolle bei der Entwicklung und Funktion des Immunsystems spielen könnten, so die Wissenschaftler. Die Mandeln schützten sowohl direkt als auch indirekt vor Krankheitserregern, indem sie andere Immunreaktionen stimulierten. Rachen-, Gaumen- und Zungenmandeln bilden einen Ring am Eingang des Atmungs- und Verdauungstrakts, der früh vor eingeatmeten oder geschluckten Erregern warnen könne, so die Forscher.
HH