01.11.2017
Versuchen Sie einmal, von 200 in Siebenerschritten rückwärts zu zählen, während Sie zu Ihrem Lieblingscafé gehen. Die Wahrscheinlichkeit, langsamer zu werden oder beim Laufen stehenzubleiben, ist nicht gering – außer Sie sind ein Schlafwandler, wie eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universität Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne in der Schweiz belegt.
Neurowissenschaftlern ist es gelungen, mithilfe virtueller Realität Unterschiede festzustellen, wie Schlafwandler und Nicht-Schlafwandler Körperbewegungen kontrollieren und wahrnehmen. Für die Studie hatten Testpersonen – Schlafwandler und Nicht-Schlafwandler – einen Ganzkörper-Motion-Capture-Anzug getragen und die Aufgabe erhalten, auf ein Zielobjekt, in diesem Fall einen virtuellen Zylinder, zuzugehen. Ihre Gehgeschwindigkeit und Bewegungsgenauigkeit sowie ihr Bewegungswahrnehmung wurden aufgezeichnet und analysiert.
Wie die Wissenschaftler im Fachblatt Current Biology berichten, fanden sie keinen Unterschied zwischen Schlafwandlern und Nicht-Schlafwandlern, solange die Aufgabe einfach war. Der Unterschied zeigte sich jedoch, sobald die Aufgabe komplexer wurde und die Teilnehmer beim Gehen von 200 in Siebenerschritten rückwärts zählen sollten. Nicht-Schlafwandler wurden deutlich langsamer, während Schlafwandler mit der gleichen Geschwindigkeit und der gleichen Präzision wie zuvor liefen und sich ihrer Bewegungen bewusster waren als Nicht-Schlafwandler. Dies zeige eine starke Verbindung zwischen Schlafwandeln und der automatischen Kontrolle der Fortbewegung im wachen Zustand, so die Forscher. Es sei bekannt, dass Schlafwandler komplexe Bewegungen wie Gehen durchführen, ohne bei vollem Bewusstsein zu sein. Diese Fähigkeit könnte zu einem Vorteil beim Multitasking werden, wenn Schlafwandler wach seien, so die Vermutung der Wissenschaftler.
HH