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Selen: Wichtig für Herz, Haare und mehr

Apothekerin Bernadette Stange  |  01.09.2023

Das Spurenelement Selen benötigt der Körper nur in winzigen Mengen, dennoch ist es unverzichtbar. Gelagert wird es vor allem in den Muskeln. Doch welche Rolle spielt es im Organismus? Und welches kuriose Symptom zeigt Überschüsse an?

Schale mit Paranüssen.
Die Paranuss enthält besonders viele Nährstoffe, unter anderem Selen. Allerdings speichert sie auch Radioaktivität. Wer auf die selenreiche Knabberei nicht verzichten möchte, liegt laut Bundesamt für Strahlenschutz mit zwei Nüssen pro Tag auf der sicheren Seite.
© Marat Musabirov/iStockphoto

Erstmals 1818 beschrieb der schwedische Chemiker Jakob Berzelius das chemische Element Selen. Er benannte es nach der griechischen Mondgöttin Selene. Nach und nach entdeckten Wissenschaftler die Eigenschaften und Funktionen des seltenen Stoffes für die Industrie und in der Medizin. So fungiert Selen in unserem Körper als unerlässlicher Bestandteil diverser Enzyme. Einige davon dienen dem Schutz vor Schadstoffen. Außerdem helfen Selen enthaltende Enzyme bei der Spermienproduktion und aktivieren die Schilddrüsenhormone.

Bei ausgewogener Ernährung nimmt ein Erwachsener täglich etwa 70 Mikrogramm Selen zu sich. Selen aus organischen Quellen wie Fleisch, Fisch oder Getreide gelangt zu etwa 90 Prozent über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Anorganisches Selen passiert die Darmbarriere etwas schlechter. Bei einem normalen Selen-Status kursieren 13 bis 20 Milligramm Selen im Körper. Die Muskeln dienen als Hauptspeicher für das Spurenelement.

Wem Selen fehlen kann

Vegetarier sollten ein Auge auf ihren Selenhaushalt haben und bei Bedarf Selen ergänzen. Ebenfalls mangelgefährdet sind Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, bei künstlicher Ernährung via Sonde, nach einer Magenverkleinerung und Dialysepatienten. Einige Arzneimittel stehen in Verdacht, den Selenspiegel zu verringern. Das gilt zum Beispiel für das Antiepileptikum Valproinsäure oder für das Krebsmedikament Cisplatin.

Wie sich der Mangel zeigt

Selenmangel führt zu eher uneindeutigen Symptomen: brüchige Haare und Nägel, später Muskelschwäche und Infektanfälligkeit. Ein bereits vorhandener Jodmangel kann durch einen  niedrigen Selenstatus verstärkt werden, was wiederum die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt. Männer produzieren weniger Spermien. Zwei Krankheiten gehen auf eine dauerhafte Unterversorgung zurück und treten bisweilen in Ostasien auf: Zum einen die Keshan-Krankheit, eine seltene Erkrankung des Herzmuskels. Ihren Namen erhielt sie von einem besonders selenarmen Gebiet in China. Zum anderen geht es um die Kaschin-Beck-Krankheit, eine mangelbedingte Unterentwicklung von Knochen und Gelenken bei Kindern. Forscher führen bereits seit einigen Jahren wissenschaftliche Studien durch, um den Zusammenhang zwischen Selen und verschiedenen Erkrankungen zu verstehen. Die Gabe von Selen zur Vermeidung von Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden erbrachte jedoch sehr unterschiedliche Ergebnisse, sodass keine Empfehlung zur grundsätzlichen Selen- Ergänzung vorliegt. Manche Unter suchungen zeigten sogar, dass das Risiko für Diabetes bei täglicher Einnahme von 200 Mikrogramm Selen stieg. Mit vollwertiger Ernährung erreicht ein gesunder Erwachsener ohne Ergänzungspräparate den Tagesbedarf von 60 Mikrogramm (Frauen) beziehungsweise 70 Mikrogramm (Männer). Besteht Bedarf, Nahrungsergänzungsmittel mit Selen einzunehmen, unbedingt auf den Selengehalt achten. Ärzte und Apotheker beraten dazu.

Selen nicht überdosieren

Das Bundesamt für Risikobewertung nennt als gerade noch unschädliche Menge 300 Mikrogramm Selen pro Tag. Dabei ist die Aufnahme über die Nahrung bereits mitgezählt. Wie immer macht die Dosis das Gift. Wer längere Zeit zu viel Selen einnimmt, läuft Gefahr, eine Selenose zu entwickeln. Wie beim Mangel zeigt sich der Überschuss zunächst an Haaren und Nägeln. Außerdem treten Magen-Darm-Beschwerden auf, neurologische Veränderungen bis hin zu Herzanfällen und Nierenversagen in außergewöhnlich schweren Fällen. Zum Schluss nun die Auflösung der Anfangsfrage: Knoblauchgeruch im Atem ist das charakteristische Symptom, das auf einen Überschuss an Selen hinweist.

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