01.04.2015
Arzt, Apotheke, Kaufmann: Für viele Senioren steht diese Runde mehrmals pro Woche fest auf dem Programm. Nicht unbedingt, weil sie schwer krank wären. Eine US-Studie filterte den sozialen Kontakt als Grund dafür heraus, dass ältere, einsame Menschen häufiger ihren Arzt aufsuchen.
Anhand der Daten von 3.530 Senioren, die einmal im Jahr 2008 und im Jahr 2012 erhoben worden waren, stellten die Forscher fest, dass sich die Häufigkeit von Arztbesuchen dem Gefühl chronischer Einsamkeit zuordnen ließ. Dies war dann der Fall, wenn befragte Personen zu beiden Zeitpunkten kaum Gesellschaft hatten und sich von anderen isoliert fühlten. Trat das Gefühl, einsam zu sein, nur an einem Zeitpunkt auf, stieg die Zahl der Arztbesuche dagegen nicht an, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Armerican Journal of Public Health.
Eine mögliche Erklärung für diese Ergebnisse wäre, dass Einsamkeit auf Dauer krank machen kann. Danach wäre es nur logisch, dass einsame Menschen das Gesundheitssystem häufiger in Anspruch nehmen. Allerdings fanden die Wissenschaftler, anders als erwartet, keinen Einfluss von chronischer Einsamkeit auf die Häufigkeit von Krankenhaus-Aufenthalten. „Das Ergebnis ist einleuchtend“, sagt Studienautor Jayani Jayawardhana von der University of Georgia. „Über die Jahre entwickeln Patienten eine Beziehung zu ihrem Arzt. Deshalb ist ein Besuch der Arztpraxis so, als würde man einen Freund besuchen.“ Bei einer Krankenhauseinweisung wisse man dagegen nicht, wen man sehen werde.
Ihre Ergebnisse tragen den Wissenschaftlern zufolge zu der wachsenden Anzahl von Studien bei, in denen Einsamkeit als Gesundheitsproblem älterer Menschen erkannt werde. So fühlte sich gut die Hälfte der Teilnehmer schon bei der ersten Befragung einsam, mit steigender Tendenz. Ärzte sollten dies bedenken, wenn ältere Menschen wegen anderer Krankheiten ihre Praxis aufsuchten, rät Jayawardhana. Im Vergleich zu vielen chronischen Krankheiten sei Einsamkeit oft leichter zu vermeiden.
HH