11.12.2015
Viele ältere Menschen hören schlechter und werden zunehmend vergesslicher. Da dies jedoch längst nicht für alle gilt, handelt es sich um ein Vorurteil – und zwar um ein weitverbreitetes. Wirkt sich das auf die Selbstwahrnehmung von Senioren aus, könnte dies zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung werden.
Glauben ältere Menschen diesem Vorurteil, haben sie weniger Vertrauen in ihre eigenen Hör- und Gedächtnisfähigkeiten und schneiden bei entsprechenden Tests auch schlechter ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie kanadischer Forscher unter der Leitung von Alison Chasteen, Psychologie-Professorin an der University of Toronto, in der die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen der Vorstellung vom Älterwerden, der Selbstwahrnehmung und tatsächlichen Fähigkeiten von 301 Studienteilnehmern im fortgeschrittenen Alter untersucht haben. „Die Gefühle gegenüber dem Älterwerden beeinflussen die sensorischen und kognitiven Funktionen von Menschen“, sagt Chasteen. Ursache für solche Gefühle seien häufig weitverbreitete Klischees über das Älterwerden und Kommentare über das schlechter werdende Hören und Erinnerungsvermögen aus dem persönlichen Umfeld.
Natürlich kann man nicht sagen, dass alle älteren Menschen, die schlecht hören und Gedächtnisprobleme haben, ein negatives Bild vom Älterwerden haben. Und es sei auch nicht so, dass das negative Bild die schlechtere Leistung verursache, so Chasteen. Allerdings gebe es einen starken Zusammenhang zwischen beidem, wenn das negative Bild das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten beeinflusse. Die Erkenntnisse seien wichtig, wenn es darum gehe, Maßnahmen zu entwickeln, mit denen die Lebensqualität von Senioren verbessert werden sollen. Sie empfiehlt, älteren Menschen Wege zu zeigen, die dabei helfen, das Älterwerden positiver zu erleben. Dies könnten Übungen sein, mit denen sich die kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit verbessern lassen sowie das Abbauen von Vorurteilen. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Psychology and Aging nachzulesen.
HH