Lena Höppner
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26.11.2021
Einmalig wird eine Spritze mit einem Gel appliziert, welches aus Ketten von Proteinen besteht. Nach der Applikation bildet das Gel ein komplexes Netzwerk aus sehr kleinen, feinen Fasern, dass die natürliche Umgebung des Rückenmarks nachahmen soll. Diese besteht aus einem Gewebe, in dem die Zellen eingebettet sind. Es enthält Proteine, die für das Wachstum von Zellen nötig sind und vermittelt den Kontakt der Zellen untereinander.
Die in dem Netzwerk enthaltenden Proteinen können sich bewegen und ahmen die Funktion der natürlich im Körper vorkommenden Protein nach. Sie haben die Fähigkeit, mit einem Rezeptor zu interagieren, der dann das Signal weiterleitet. Durch die ständige Bewegung erhöhte sich in die Wahrscheinlichkeit auf einen Rezeptor zu treffen. Die Wissenschaftler zeigten in Versuchen mit Mäusen, dass eine vermehrte Bewegung der Proteine die Regeneration deutlich verbesserte.
Zwei Signale begünstigen die Heilung
Nach erfolgreicher Interaktion mit einem Rezeptor löst dieser zwei Signale aus: Das eine Signal bewirkt, dass die Nervenzellen nach einer Verletzung nicht zu Grunde gehen. Dies passiert durch Anregung anderer Zellen zur Neubildung von Blutgefäßen, die die Nervenzellen mit Nährstoffen versorgen. Außerdem wird die Narbenbildung unterdrückt, die sonst den Heilungsprozess blockiert. Das andere Signal führt zu einer Regeneration der Nervenzellfortsätze. Diese vermitteln die Signale zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers. Eine Verletzung verursacht Missempfindungen und Gefühlsverluste der Extremitäten, da die Signale im Gehirn nicht mehr ankommen.
Die Wissenschaftler der Northwestern Universität in Illinois, USA konnten dies an gelähmten Mäusen testen. 24 Stunden nach der Verletzung des Rückenmarks erfolgte die Injektion. Nach nur vier Wochen konnten diese wieder laufen. An Menschen fanden noch keine Tests statt, aber erste Versuche an menschlichen Zellen im Reagenzglas sahen vielversprechend aus. Demnächst wollen die Wissenschaftler bei der zuständigen amerikanischen Behörde die Durchführung von Studien am Menschen beantragen. Für die Zukunft geben sie sich zuversichtlich, mit dieser Therapieform auch andere Krankheiten zu behandeln, die das Gehirn betreffen, beispielsweise Alzheimer, Schlaganfall oder Parkinson.
Quelle: DOI: 10.1126/science.abh3602