12.02.2018
In einer Übersicht der derzeitigen Forschungsliteratur haben Wissenschaftler um Professor Samuel Veissière von der McGill University in Montreal herausgefunden, dass die Smartphone-Funktionen, die am stärksten abhängig machen, eines gemeinsam haben: Sie bedienen das menschliche Verlangen, sich mit anderen zu verbinden. Verhaltensweisen, die von vielen mit Sorge betrachtete und als antisozialer Ausdruck einer Smartphone-Abhängigkeit angesehen werden, wie ständiges Texten und Nachschauen, ob Freunde in sozialen Medien online sind, seien daher möglicherweise das Gegenteil – kein anti- sondern ein hypersoziales Verhalten, so die Forscher.
Während Smartphones ein normales und gesundes Bedürfnis nach sozialen Beziehungen nutzten, sieht auch Veissière das Problem, dass Tempo und Ausmaß der Hyper-Konnektivität das Belohnungssystem des Gehirns im Schnellgang laufen lassen, was zu einer ungesunden Abhängigkeit führen könne. Er vergleicht es mit dem Verlangen nach Zucker oder Fett. „In einer postindustriellen Zeit, in der Lebensmittel reichlich vorhanden und leicht verfügbar sind, kann unser Verlangen nach Fett und Zucker, das durch einen früheren evolutionären Druck entstanden ist, leicht in einer Übersättigung münden und zu Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkrankheiten führen“, so Veissière. Ganz ähnlich könnten prosoziale Bedürfnisse und Belohnungen, die durch die Nutzung des Smartphones bedient werden, in einem Szenario hypersozialer Überwachung münden.
Den Forschern zufolge können ein paar einfache Schritte helfen, die Kontrolle über die Handy-Sucht zurückzugewinnen:
- Entspannen und über die Tatsache freuen, dass die Handy-Sucht einen normalen Drang widerspiegelt, sich mit anderen zu verbinden!
- Push-Benachrichtigungen deaktivieren und geeignete Zeiten festlegen, wann man das Telefon bewusst überprüft.
- Mit Freunden, Familie und im Arbeitskreis "Absichtserklärungen" festlegen, um Regeln festzusetzen, wann kommuniziert wird.
HH