19.01.2016
Bei Durchfall steht der Ersatz von verlorener Flüssigkeit an erster Stelle. Antibiotika helfen nur selten, Kohle, Tannin, Kaolin und Pektin fehlt es an Wirksamkeitsnachweisen und sollten nicht mehr empfohlen werden, riet Professor Dr. Thomas Weinke, Chefarzt an der Potsdamer Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie, Apothekern bei einer internationalen Fortbildung.
Die häufigsten Erreger von Durchfall hierzulande sind Noroviren und Rotaviren. Ihr Name sagt es bereits, sie kommen aus der Erregergruppe der Viren. Schon deshalb verbieten sich Antibiotika dagegen, denn sie wirken nur bei Bakterien. Die Ansteckung erfolgt durch unzureichende Hygiene: Keime aus dem Darm, die über unsaubere Hände auf Türklinken oder gar ins Essen gelangen, sorgen für seuchenartige Erkrankungswellen, insbesondere an Orten, an denen sich viele Menschen gleichzeitig befinden. Einen legendären Ruf erwarben sich Noroviren zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen. Gerade dort wird inzwischen aber beispielhaft mit Desinfektionsmittelspendern gezeigt, wie man vorbeugen kann. Top 3 auf der Erregerliste: Campylobacter. Er stammt aus der Gruppe der Bakterien. Wenn dieser Erreger als Verursacher identifiziert ist, können spezielle Antibiotika helfen.
Wer auf Reisen geht, konfrontiert sich nicht nur mit fremden Gewohnheiten, sondern auch mit einem anderen Erregerspektrum für Durchfall. Weinke berichtete von einer großen Studie, die nachweisen konnte, dass nach der Rückkehr von einem Asien-Urlaub die Bakterien im Darm andere waren als davor, darunter zu 23 Prozent auch die gefürchteten multiresistenten Keime. Das führte in seiner Potsdamer Klinik dazu, dass Menschen mit Durchfallerkrankungen nach einer Auslandsreise zunächst isoliert untergebracht werden.
Die Therapie des Durchfalls beginnt mit dem Ersatz der verlorenen Flüssigkeit. Damit diese auch im Körper bleibt, nimmt man Präparate mit einer spezifischen Mischung aus verschiedenen Salzen und Zucker zu sich, die es in Apotheken fertig zu kaufen gibt. Medikamente, die den Darm in seiner Bewegung hemmen, beispielsweise mit dem Wirkstoff Loperamid, helfen gerade auf Reisen über unangenehme Tage im Bus oder Flugzeug hinweg. Weinke empfiehlt sie aber nur eingeschränkt, bei bestimmten sogenannten invasiven Erregern sind sie nicht angezeigt. Als invasiv bezeichnet man solche Viren und Bakterien, die nicht nur auf der Oberfläche der Darmschleimhaut bleiben. Man erkennt sie mitunter an blutigem Durchfall – dann ist auf jeden Fall ein Arztbesuch angesagt. Die Wirkung von Kohlepräparaten oder Tannin gegen Durchfall sei wissenschaftlich nicht belegt, so Weinke.
JPL