18.04.2016
Tabletten richtig zu schlucken, ist keineswegs so einfach wie es klingt. „Viel trinken ist wichtig, damit Arzneimittel nicht im Hals stecken bleiben“, rät Professor Dr. Werner Weitschies von der Universität Greifswald beim Pharmazeutischen Kongress anlässlich des Sächsischen Apothekertags in Annaberg. Auch die Mahlzeiten spielen bei der Wirkung von Arzneistoffen eine große Rolle.
Im Liegen lassen sich Tabletten nicht korrekt einnehmen.Der Experte rät, Tabletten mit aufrechtem Oberkörper und viel Leitungswasser (mehr als 100 ml) zu schlucken. Mindestens 200 ml Wasser sollten es sein, wenn die Arzneimittel nüchtern eingenommen werden. Bei der Einnahme von gleich mehreren Arzneimitteln auf nüchternen Magen gilt: Bei jeder einzelnen Tablette mindestens 100 ml trinken. Habe man zu wenig getrunken, könne die Tablette in der Speiseröhre haften bleiben. Das merke man in der Regel gar nicht, und auch mit Nachtrinken könne man den Arzneistoff anschließend nicht mehr richtig herunterspülen. Schmelztabletten eignen sich laut Weitschies bei Schluckbeschwerden, ersparen aber nicht das Trinken. Solche Arzneiformen dürfe man zudem nicht aus dem Blister herausdrücken, da sie dabei zerbröseln. Richtig sei, die dünnen Folien zu greifen und auseinanderzuziehen. Dann die Tablette sofort in den Mund legen.
Auch die Nahrung beeinflusst, wie ein Arzneistoff im Körper aufgenommen wird und wirkt. So gibt es Medikamente, die besser und stärker wirken, wenn sie mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Das wird auch als „positiver Food-Effekt“ bezeichnet. Als Beispiele nannte Weitschies die Wirkstoffe Itraconazol, Prednisolon, Tretinoin, Metronidazol, Aciclovir und Saquinavir. Andere Arzneistoffe wirken hingegen nur, wenn sie nüchtern eingenommen werden. Beispiele für solche „negative Food-Effekte“ sind L-Thyroxin, Indinavir und Omeprazol. Wie bedeutend Essen bei der Medikamenteneinnahme sein kann, zeigt das Beispiel Vemurafenib: „Vier Tabletten mit einer Mahlzeit eingenommen entsprechen 15 Tabletten nüchtern“, erläutert der Apotheker. Viele Krebsmedikamente wie Erlotinib, Lapatinib, Nilotinib oder Abirateron hätten teils erhebliche positive Food-Effekte. Der Patient müsse sich daher exakt an die Einnahmevorschriften halten, um keine Überdosierung zu erleiden.
bmg/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK