10.12.2015
Der Kampf gegen eine Phobie kann sehr langwierig sein. Wissenschaftlern gelang es jetzt jedoch in nur einer Sitzung, die Angst von Menschen mit Spinnenphobie zu lindern. Ihr Rezept: Konfrontation mit einer besonders großen Spinne und ein Medikament, das die Angsterinnerungen abschwächt.
Eine zweiminütige Begegnung mit einer Tarantel in Kombination mit einer einmaligen Dosis Propranolol reduzierte die Angst vor den Achtbeinern bei Menschen, die unter einer Spinnenphobie litten, nachhaltig. Sie zeigten nach der Sitzung deutlich weniger Abwehrverhalten und näherten sich den Spinnen sogar an, wie Marieke Soeter und Merel Kindt von der Universität Amsterdam in der Fachzeitschrift Biological Psychiatry berichten. Der Effekt hielt bis zu einem Jahr an. Propranolol ist ein Wirkstoff, der zu den Betablockern gehört und eher für ihre Verwendung bei Bluthochdruck und Herzbeschwerden bekannt ist. Wichtig für die angstlindernde Wirkung des Medikaments war, dass zuvor die Erinnerung an den Angstauslöser, hier den Spinnen, wieder wachgerufen wurde.
Der Arbeit liegt folgende Idee zugrunde: Erinnerungen können verändert werden, wenn man sie reaktiviert. Dass Medikamente in dieser Phase die Angsterinnerungen löschen können, sei bislang jedoch nur überzeugend für Tiere und gesunde Menschen nachgewiesen worden, bei denen Ängste unter Laborbedingungen kreiert wurden, sagen die Psychologinnen. „Hier konnten wir zum ersten Mal zeigen, dass der Wirkstoff in Kombination mit der Reaktivierung von Erinnerungen bei Personen, die unter einer realen Spinnenangst litten, Abwehr- in Annäherungsverhalten umwandeln konnte“, sagt Kindt. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die Therapie von Angststörungen zu revolutionieren. Derzeit werden Phobien typischerweise mit Verhaltenstherapien behandelt, die oft viele Sitzungen benötigen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
HH