11.09.2020
Wenn es darum geht, Sprachstörungen nach einem Schlaganfall zu behandeln, ist eine intensive und kurze Therapie nicht unbedingt die beste. Wissenschaftler berichten, dass die Wiederherstellung der verlorenen Sprache eher einem Marathon gleicht und kein Sprint ist. Wichtig ist jedoch, frühzeitig damit anzufangen.
„Früher erhielten Menschen mit Sprachstörungen in den ersten sechs bis acht Wochen nach dem Schlaganfall den größten Teil ihrer Therapie. Unsere Forschung zeigt nun jedoch, dass dies keinen Nutzen bringt: Es ist wahrscheinlich, dass dieselbe Therapie über einen längeren Zeitraum verteilt die Genesung verbessert“, sagt Professorin Erin Godecke von der Edith Cowan University in Australien.
Im Gegensatz zur Intensität ist der Zeitpunkt der Sprachtherapie jedoch entscheidend. Menschen, bei denen damit frühzeitig begonnen wurde, konnten 12 und 26 Wochen nach dem Schlaganfall besser sprechen und hatten weniger Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden und zu verwenden. Eine Erhöhung der Intensität der Behandlung von zehn auf knapp 23 Stunden pro Woche brachte dagegen keine besseren Ergebnisse: „Wir haben keinen Schaden gesehen, aber auch keinen Nutzen“, sagte Godecke. Die Studie ist im Fachblatt „International Journal of Stroke“ veröffentlicht.
Pausen helfen, das Gelernte zu festigen
In diesem Punkt unterscheidet sich die Wiedergewinnung der Sprache von der der motorischen Fähigkeiten: „Wir brauchen für die Genesung kein solch intensives Sprachprogramm wie für das Gehen. Wir benötigen möglicherweise die gleiche Menge an Behandlung, aber über einen längeren Zeitraum verteilt“, sagte Godecke. Sie hält es für wichtig, dass der Schwierigkeitsgrad und die Intensität der Sprachtherapie auf die Patienten zugeschnitten werden. „Da Sprache eine Funktion höherer Ordnung ist und mehr Zeit zum Nachdenken und geistige Fähigkeiten erfordert, können Pausen zwischen den Sitzungen dazu beitragen, das Lernen zu festigen“, sagte sie.
Sprachstörungen treten etwa bei einem Drittel der weltweit rund 17 Millionen Menschen auf, die jährlich einen Schlaganfall erleiden. Sie betreffen die gesprochene Sprache, das Verständnis sowie das Lesen und Schreiben.
ZOU