06.10.2017
Nahrungsergänzungsmittel für Stillende sind oft überdosiert und meistens unnötig. Zu diesem Fazit kommt die Verbraucherzentrale Hamburg nach Analyse von 14 verschiedenen Kombipräparaten, von denen sich die meisten sowohl an Schwangere als auch an Stillende richten – "obwohl in diesen Lebensphasen ein ganz unterschiedlicher Nährstoffbedarf besteht", kritisiert die Verbraucherzentrale.
Neun der Produkte überschritten die Höchstmengen-Empfehlungen für Selen, Zink oder Folsäure, teils um die doppelte bis vierfache Menge. Daneben enthielten einige Präparate auch nicht empfohlene Supplemente wie Kupfer, Mangan und Eisen. Letzteres sollte nur bei individuell diagnostiziertem Eisenmangel eingenommen werden. Ebenso sei das häufig enthaltene Vitamin D nur bei einem nachgewiesenen Mangel sinnvoll. Die Vielfalt an Supplementen erschwere Frauen den Überblick. Die Verbraucherschützer kritisieren vor allem die oft verwirrenden Werbeaussagen auf den Packungen, zum Beispiel „für Sie, Ihr Baby und die Umwelt!“ oder „Die enthaltenen Nährstoffe decken den erhöhten Bedarf bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und Stillzeit. – Der erhöhte Bedarf kann auch durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung gedeckt werden“.
Zudem weist die Verbraucherzentrale auf die großen Preisunterschiede zwischen den Produkten hin, die zwischen fünf Cent und weit mehr als einem Euro pro Tag liegen würden. „Bei einer Stillzeit von sechs Monaten können so Kosten von bis zu 340 Euro beim teuersten und nur 9 Euro beim günstigsten Produkt anfallen“, kritisiert die Verbraucherzentrale. „Für Stillende ist dabei nicht ersichtlich, wodurch die Variabilität zustande kommt und ob diese gerechtfertigt ist.“ Eine spezielle Diät wird Stillenden nicht empfohlen. Sie sollten sich abwechslungsreich und ausgewogen ernähren und auf ihr Hungergefühl hören, raten die „Frauenärzte im Netz“. Der Energiebedarf der Mutter steigt, wenn sie ihr Babys voll stillen, um etwa 630 kcal pro Tag. Die vorsorgliche Einnahme von Vitaminen, Fluorid oder Jod sollte in Abstimmung mit dem Arzt erfolgen.
dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK