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07.06.2023
Honorarkürzung, Lieferengpässe, Personalmangel: Die Arbeitsbedingungen der Apotheken in Deutschland werden immer schwieriger. Die Initiative „Gegen Zukunftsklau“ soll nun die Perspektive des Nachwuchses in die gesundheitspolitische Debatte einbringen und auf die alarmierende Situation der Apotheken aufmerksam machen.
„Die Arzneimittelversorgung in Deutschland funktioniert und wird auch weiterhin durch die Apotheken sichergestellt. Die Lage der Apotheken verschlechtert sich allerdings zusehends.“ Das sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zum Tag der Apotheke. Derzeit schließe laut Overwiening in Deutschland alle 17 Stunden eine Apotheke für immer. Die Gesamtzahl liege momentan bei nur noch 17939 Apotheken. Das entspreche einem Stand aus den 1970er-Jahren. Dabei arbeiteten in den immer weniger Apotheken mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. Das hänge einerseits mit familienfreundlichen Teilzeitarbeitsplätzen zusammen, andererseits aber auch mit einer erhöhten Nachfrage einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Aufgaben für die Apothekenteams würden immer größer, komplexer und herausfordernder.
„Wir wollen diese Herausforderungen erfüllen“, sagte Overwiening. Eine seit Jahren anhaltende Ignoranz der Politik mache das jedoch immer schwerer. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wie es der Koalitionsvertrag eigentlich verspreche, schwäche die Bundesregierung sie. Overwiening nannte als Beispiele Honorarkürzungen und eine Apothekenvergütung, die weit hinter der Kostenentwicklung der letzten Jahrzehnte zurückbleibt. An den aktuellen Lieferengpässen zeige sich, dass die Apotheken die Folgen eins kaputtgesparten Systems ausbaden müssten.
Mit der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ wehrt sich nun der pharmazeutische Nachwuchs gegen die Politik, die diese Entwicklungen vorantreibt und zusätzlich für massiven Personalmangel in den Apotheken sorgt. Durch persönliche Gespräche, öffentliche Aktionen und über Social Media wollen die jungen Fachkräfte auf diese Missstände im Gesundheitssystem hinweisen – und die Politik zugleich aufrufen, eine echte Perspektive für die Arzneimittelversorgung der Zukunft zu schaffen.
Der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ startet genau eine Woche vor dem bundesweiten Protesttag der Apotheken: Am 14. Juni werden viele Apotheken in Deutschland geschlossen bleiben – ebenfalls aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die Versorgung wird am Protesttag über die Notdienstapotheken aufrechterhalten.