31.07.2017
Hinter einem gebrochenen Herzen verbirgt sich eine Krankheit, die ähnliche Beschwerden wie ein Herzinfarkt verursacht, aber keiner ist. Denn anders als bei einem Herzinfarkt sind die Herzkranzgefäße nicht verschlossen. Trotzdem schlägt ein Teil des Herzens schlecht, die Patienten haben Atemnot und verspüren Schmerzen in der Brust. Warum und wie genau diese Erkrankung entsteht, ist noch nicht geklärt. Bekannt ist jedoch, dass sie am häufigsten bei Frauen nach den Wechseljahren auftritt und sowohl durch emotional belastende Ereignisse als auch durch akute körperliche Beschwerden ausgelöst werden kann. Sogar gute Nachrichten und freudige Begebenheiten können zum Broken-Heart-Syndrom führen (aponet.de berichtete).
Körperliche Belastungen verschlechtern Prognose
Im Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) rückt nun der Auslöser „körperlicher Stress“ stärker in den Mittelpunkt. Die Studie konnte bestätigen, dass bei Männern Infektionen, Unfälle oder andere Dinge, die den Körper belasten, häufig der Auslöser für eine Takotsubo-Kardiomyopathie sind. Im Gegensatz dazu ist es bei Frauen der emotionale Stress. Neu ist jedoch, dass körperlicher Stress die Prognose sowohl bei Frauen als auch bei Männern erheblich verschlechtert.
Für die Studie haben die DZHK-Forscher die Daten von 84 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die gut vier Jahre lang beobachtet wurden und untersucht, wie sich die unterschiedlichen Auslöser auf den langfristigen Krankheitsverlauf auswirken. „Lange Zeit dachte man, die Erkrankung wäre harmlos, denn in der Regel hat sich die Herzfunktion nach spätestens drei Monaten wieder erholt“, erläutert Studienautor Dr. Ibrahim El-Battraw. „Doch tatsächlich können noch Monate danach ernsthafte Folgeerkrankungen auftreten, und bis zu vier Prozent der Patienten sterben sogar nach einer Takotsubo-Kardiomyopathie.“
Mehr Herzinfarkte und lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
Alle Patienten wurden bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus gefragt, ob sie in den letzten ein bis zwei Wochen großen seelischen Belastungen ausgesetzt oder akut erkrankt waren. „Wir haben dabei auch festgestellt, dass die emotional belastete Gruppe vermehrt über Brustschmerzen klagte, die Gruppe mit den akuten Krankheiten litt hingegen überwiegend unter Luftnot“, berichtet El-Battrawy. Entscheidend war jedoch, was sich im Langzeitverlauf zeigte: Schwerwiegende Komplikationen wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, wiederholtes Herzversagen, Schlaganfall, Herzinfarkt und wiederkehrende Takotsubo-Kardiomyopathie traten häufiger auf, wenn körperlicher Stress das Broken-Heart-Syndrom auslöste. Außerdem hatte diese Patientengruppe ein höheres Risiko, zu sterben.
Patienten engmaschig überwachen
„Unsere Studie zeigt, dass körperlicher Stress ein Risikofaktor für einen schlechten Verlauf ist und trägt dazu bei, die Gruppe der Hochrisikopatienten weiter einzugrenzen“, fasst El-Battrawy zusammen. „Die Studie unterstreicht außerdem, wie wichtig es ist, die Patienten kurz- und langfristig im Auge zu behalten. Unabhängig vom Auslöser sollte man sie genauso engmaschig überwachen wie Herzinfarkt-Patienten und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus regelmäßig untersuchen.“
In anderen Arbeiten hat der Wissenschaftler bereits gezeigt, dass die Herzerkrankung bei Patienten mit Diabetes mellitus besser verlief als bei Patienten ohne diese Stoffwechselkrankheit, Krebserkrankungen hingegen die Prognose verschlechtern. Eine systematische Abfrage mit einem Fragebogen zu den Auslösern eines gebrochenen Herzens und bestehenden Grunderkrankungen wäre daher aus Sicht El-Battrawys sinnvoll, um den Verlauf der Krankheit besser einzuschätzen und die Behandlung der Patienten anzupassen.
DZHK/NK