03.03.2016
Pfefferspray ist freiverkäuflich und wurde eigentlich zur Tierabwehr, zum Beispiel von Bären, entwickelt. Rechtlich gesehen ist eine Anwendung gegenüber Menschen nur bei Vorliegen einer Notlage und einem rechtswidrigen Angriff als Notwehr erlaubt. Der Wirkstoff im Pfefferspray heißt Oleoresin Capsicum (OC) und wird aus Capsaicin, einem Extrakt aus Chilipflanzen, gewonnen. Capsaicin reizt sensorische Nerven und verursacht ein schmerzhaftes Brennen auf der Haut und in den Augen, Bindehautschwellung sowie Tränenfluss. Auch eine vorübergehende Erblindung ist möglich. Diese Wirkungen klingen zwar in der Regel nach einer oder mehreren Stunden ab, manchmal aber bleiben Hornhautentzündungen über Wochen oder Monate bestehen. In den Atemwegen reizt das Spray die Nervenendigungen in der Bronchialmuskulatur, so dass sich die Muskeln dort zusammenziehen. Das führt zu Hustenreiz, Hustenanfällen oder auch Atemnot – je nachdem, wie viel Pfefferspray in die Atemwege gelangt.
Asthmatiker und Blutdruckpatienten gefährdet
„Kritischer als diese meist nach einer Stunde abklingenden Symptome sind die selteneren Komplikationen“, erläutert Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des BdP und praktizierender Pneumologe in einer Gemeinschaftspraxis für Lungen‐ und Bronchialheilkunde in Augsburg. Besonders gefährdet beim Einatmen von Pfefferspray sind Asthmatiker, weil ihre Atemwege ohnehin dazu neigen, sich zu verengen, und ihre Bronchialmuskulatur leicht verkrampft, so dass es zu einem lebensbedrohlichen Asthmaanfall und zu einem Stimmritzenkrampf kommen kann. Das Einatmen von Pfefferspray kann außerdem bei Blutdruckpatienten mit labilem oder zu hohem Blutdruck) zu einer sogenannten akuten Hypertension führen, also einer Blutdruckkrise, die mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht.“ Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pfefferspray sind in der Fachliteratur belegt.
Kaltes Wasser hilft
„Um die Reizstoffe zu neutralisieren, ist es wichtig die vom Pfefferspray benetzten Körperstellen gründlich zu reinigen“, rät Dr. Hellmann. „Reizungen der Augen oder der Haut, die sehr schmerzhaft sein können, sollten am besten sofort mit fließendem kalten Wasser aus‐ bzw. abgewaschen werden. Kaltes Wasser verschließt die Poren und verhindert so ein weiteres Eindringen des Reizstoffes. Trotz möglichem Juckreiz sollten Betroffene die mit dem Reizgas in Kontakt gekommenen Stellen keinesfalls durch Reiben weiter reizen. Falls Reizgas in den Rachen eingedrungen sein sollte, ist die Atmung des Betroffenen zu beobachten und gegebenenfalls der Rettungsdienst zu rufen, da es zu einem Zuschwellen der Atemwege kommen kann. Wer Atemnot hat, sollte am besten so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Der wird den Patienten Sauerstoff inhalieren lassen und ihm Bronchien erweiternde Medikamente verabreichen.“
BdP