Lena Höppner
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28.01.2022
Etwa 1 Milliarde Menschen sind weltweit von Tropenkrankheiten betroffen, vor allem in ärmeren Ländern. Der Zugang zu einer geeigneten Therapie gestaltet sich oft schwierig, mit fatalen Folgen für die Gesundheit.
Am 30. Januar 2022 ist der „Internationale Tag der vernachlässigten Tropenkrankheiten“. Ziel der Aktion ist eine vermehrte Aufmerksamkeit, um die Forschung für geeignete Therapien und Präventionsmaßnahmen voranzutreiben.
Etwa 1 Milliarde Menschen sind von diesen meist durch Parasiten, Bakterien oder Viren übertragenen Krankheiten betroffen – vornehmlich in ärmeren Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung und mangelnden hygienischen Gegebenheiten. Die Infizierten können durch ihre Beschwerden und wegen ihrer starken körperlichen Entstellungen keiner Arbeit mehr nachgehen. Sie landen in einem endlosen Teufelskreis aus Armut mit mangelnden Therapiemöglichkeiten oder drastischen Nebenwirkungen. Bei Kindern kommt es zu erheblichen Verzögerungen in der Entwicklung.
Große Ziele bis 2030
Auf einer Prioritäten-Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen 20 vernachlässigte Tropenkrankheiten. Bereits im Jahr 2012 legte die WHO Ziele zur Prävention und Bekämpfung fest. Durch die Zusammenarbeit der Gesundheitssysteme der Länder, Pharmaunternehmen und anderen Organisationen gelang es in über 40 Ländern mindestens eine Erkrankung auszurotten. Vor zwei Jahren veröffentlichte die WHO einen neuen Plan: Bis 2030 setzt soll die Zahl der Patienten um 90 Prozent reduziert werden, zwei Krankheiten sollen komplett ausgerottet und in 100 Ländern mindestens eine eliminiert werden.
„Big-Five“ steht für die vernachlässigten Tropenerkrankungen, die 90 Prozent aller Infektionen ausmachen. Das sind:
- Lymphatische Filariose ist eine durch verschiedene Mückenarten übertragene Wurm-Infektion. Die erwachsenen Würmer setzen sich in Lymphwegen ab und zerstören diese. Folgen sind schwere Lymphödeme in den Beinen, die zur Arbeitsunfähigkeit führen.
- Onchozerkose, besser bekannt unter Flussblindheit, ist eine durch Mücken übertragene Wurminfektion. Erwachsene Würmer setzen Larven ins Bindegewebe frei. Dies führt zu Infektionen der Haut. Bei Einwanderung ins Auge kommt es zur Erblindung. Fälle sind fast nur noch Afrika registriert.
- Schistosomiasis ist nach Malaria ist die häufigste Tropenkrankheit weltweit. In Süßwasser lebende Schnecken übertragen Larven, die über die Haut eindringen und sich zu ausgereiften Würmern entwickeln. Über mehrere Jahre überleben sie eng umschlungen in den Venen und legen täglich mehrere hundert Eier. Insbesondere in der Leber und im Darm kommt es zu schweren gesundheitlichen Einschränkungen.
- Trachom ist eine hochansteckende bakterielle Augeninfektion, die durchden Kontakt mit infizierter Augen- oder Nasenflüssigkeit oder durch Fliegen übertragen wird. Wiederholt auftretende Infektionen der Bindehaut führen zur Wölbung der Wimpern zum Auge hin. Sie können schmerzhaft auf der Hornhaut kratzen, diese trüben und führen schließlich zur Erblindung.
- Geohelminthosen sind durch Bodenkontakt oder Schmierinfektionen übertragene Würmer, die schwere Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Besonders Kinder sind betroffen, die eine Erkrankung in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigt.