Auch wenn sich viele morgens nicht daran erinnern: Alle Menschen sind Träumer. Jeder träumt jede Nacht die seltsamsten Dinge. Denn das Gehirn schläft nie. Ein 75-jähriger Mensch hat – statistisch gesehen – sechs bis sieben Jahre seines Lebens verträumt und mehr als 100.000 Träume produziert. Experten halten Träume für eine wichtige Art der Psychohygiene.
Die Forscher sind sich in einem Punkt einig: Die Beschäftigung mit den Träumen führt dazu, dass man etwas über sich selbst erfährt. Grundlage einer sinnvollen Traumarbeit ist ein Traumtagebuch. Das funktioniert so: Nach dem Aufwachen werden die Träume, an die man sich noch erinnern kann, gleich aufgeschrieben. Oft ergibt sich der Sinn bereits aus einem simplen Vergleich mit den Ereignissen des Vortages. Hilfreich ist es auch, dem Traum zunächst eine Überschrift zu geben und zu notieren, was Sie beim Träumen gefühlt haben. Am effektivsten ist Traumarbeit natürlich mit einem Therapeuten.
Wir haben die Pädagogin und Traumtherapeutin Waltraud Kirschke vom Traumbüro Hamburg befragt. Ihr Traumbüro ist eine Anlaufstelle für alle, die in Workshops oder Einzelberatungen lernen möchten, ihre Träume zu interpretieren.
Frau Kirschke, können Träume unser Wohlbefinden steigern?
Kirschke: Ja, und das unabhängig davon, ob wir uns an sie erinnern oder nicht. Träume verarbeiten, was wir am Tag verdrängen oder nicht beachten. Damit bringen sie uns immer wieder in ein inneres Gleichgewicht. Hindert man Menschen am Träumen – nicht am Schlafen! – werden sie psychisch krank. Träume sind eine Art Psychohygiene.
Sind Albträume ein schlechtes Zeichen?
Kirschke: Alb- und Angstträume sind nur ein Zeichen, dass die träumende Person Angst oder eine schlimme Erfahrung verarbeitet. Damit ist ein solcher Traum nicht "schlecht", auch wenn er sich zunächst "schlecht" anfühlt. In Wirklichkeit hilft uns jedoch unser Unbewusstes, durch den Traum das jeweilige Thema schneller zu verarbeiten. Wichtig ist dabei, sich die mit dem Traum verbundenen angstvollen Gefühle ruhig auch zu vergegenwärtigen und nicht gleich wieder zu verdrängen. Der Traum fordert uns auf, uns damit auseinanderzusetzen. Eine Studie ergab: Frauen, die nach einer schmerzvollen Trennung von ihrem Partner üble Träume hatten, waren mit dem Thema schneller durch als Frauen in der gleichen Situation, die keine solchen Träume hatten.
Kann ein Mensch seine Träume beeinflussen?
Kirschke: Normalerweise ist man dem Geschehen im Traum mehr oder weniger ausgeliefert. Es ist aber möglich, einen Traum, der mit Angstgefühlen geendet oder auch gar kein Ende hat, im Wachzustand "zu Ende zu träumen", also dem Traumfilm bewusst ein anderes Ende zu geben. Damit gibt man dem eigenen Unterbewusstsein einen positiven Input, den es auf der Bildebene gut verstehen kann.