10.03.2015
Jeder fünfte Tourist, der in Länder mit mangelhaften Hygienestandards reist, kehrt mit einem multiresistenten – jedoch nicht notwendigerweise krankmachenden – Darmbakterium in die Heimat zurück. Dies ergab eine finnische Studie, die aktuell in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases erschienen ist.
Die Wissenschaftler untersuchten Stuhlproben von 430 Reisenden. Bei jedem Fünften, der ins tropische oder subtropische Ausland reiste, fanden sich nach seiner Rückkehr Spuren von Extended-Spectrum Betalaktamase (ESBL). ESBL sondern Bakterien ab, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Von den Testpersonen, die an Reisedurchfall erkrankten, entpuppte sich jeder zweite als Träger eines multiresistenten Keims. Nahm der Reisende gegen den Durchfall Antibiotika, stieg das Risiko bis auf 80 Prozent, einen solchen Erreger mit nach Hause zu bringen.
„In vielen Fällen wissen die Infizierten nicht einmal, dass sie Träger sind“, sagt Professor Dr. med. Ansgar Lohse Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Auf diesem Wege können Keime auch bis ins Krankenhaus gelangen, wo sie mitunter auf geschwächte Patienten treffen. „Was das bedeutet, zeigen die jüngsten Ereignisse am Universitätsklinikum Kiel“, sagt Lohse. Dort starben zwölf Patienten, die sich mit einem multiresistenten Keim infiziert hatten.
Experten sehen den zu leichtfertigen Gebrauch in Tiermast und in der Medizin als Ursache für Resistenzen. „Um Resistenzen zu vermeiden, müssen wir Antibiotika sparsam und zielgerichtet einsetzen“, fordert Lohse. Bei Reisedurchfall rät der Experte davon ab, zum Antibiotikum zu greifen: Gewöhnliche Reiseinfekte vergingen in der Regel nach wenigen Tagen von selbst. Dauert die Krankheit länger, treten Fieber, starke Schmerzen oder Blut oder Schleim im Stuhl auf, sollten Betroffene jedoch auf jeden Fall einen Arzt hinzuziehen.
DGVS/RF