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14.12.2023
Etwa 80 Prozent aller Frauen leiden in der der Schwangerschaft unter Übelkeit und Erbrechen, zwei Prozent sogar so stark, dass es für Mutter und Kind gefährlich wird. Bisher war die Ursache unbekannt, aber neue Erkenntnisse weisen auf ein von der Plazenta produziertes Hormon namens GDF15 als Übeltäter hin. Es steigt während der Schwangerschaft erheblich an. Frauen, die vor der Schwangerschaft einen sehr niedrigen GDF15-Spiegel hatten, sind besonders betroffen.
„Wir wissen jetzt, dass Frauen während der Schwangerschaft krank werden, wenn sie höheren Mengen des Hormons GDF15 ausgesetzt sind, als sie es gewohnt sind“, sagte Prof. Dr. Marlena Fejzo von der Universität Südkalifornien. Eine Senkung des GDF15-Spiegels könnte eine Möglichkeit sein, Schwangerschaftsübelkeit zu behandeln. Eine andere Möglichkeit wäre, den Spiegel vor der Schwangerschaft zu erhöhen, was die Forschenden in Versuchen mit Mäusen auch schon nachweisen konnten. Die Studie veröffentlichte die Fachzeitschrift „Nature“.
„Diese Studie liefert starke Beweise dafür, dass eine oder beide dieser Methoden bei der Vorbeugung oder Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit wirksam sein werden“, sagte Fejzo. Das schließen die Forschenden auch daraus, dass Frauen, die erblich bedingt ungewöhnlich niedrige Hormonspiegel haben, häufig Schwangerschaftsübelkeit bekommen. Bilden die Föten ebenfalls nur wenig GDF15, ist das Risiko für Übelkeit dagegen deutlich geringer. Die Kinder kommen gesund auf die Welt, was für die Forscher dafür spricht, dass eine Senkung des GDF15-Spiegels unproblematisch wäre.
„Diese Interaktion zwischen Mutter und Fötus erklärt erstmals, warum manche Frauen während einiger – aber nicht aller – ihrer Schwangerschaften an Schwangerschaftsübelkeit erkranken“, sagte Fejzo. Umgekehrt haben Frauen mit einer erblichen Bluterkrankung, bei der die GDF15-Werte ständig erhöht sind, selten oder nur leichte Schwangerschaftsübelkeit.
In weiteren Studien will das Forschungsteam nun verschiedene Möglichkeiten untersuchen, den GDF15-Spiegel schon vor der Schwangerschaft anzuheben bzw. ihn in der Schwangerschaft zu senken. „Hoffentlich sind wir nun, da wir die Hauptursache von Schwangerschaftsübelkeit verstehen, der Entwicklung wirksamer Behandlungen einen Schritt nähergekommen“, sagte Fejzo.
Quelle: DOI 10.1038/s41586-023-06921-9