Dr. Karen Zoufal
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18.08.2021
Forscher arbeiten an einer neuen Art von Verhütungsmittel, die ohne Hormone auskommt: Antikörper, die sich an Samenzellen binden und sie so unbeweglich machen, dass sie den Vaginalschleim nicht mehr durchdringen können. Erste Versuche mit solchen Antikörpern sind bereits erfolgreich verlaufen.
Manche Frauen sind unfruchtbar, weil sie Anti-Sperma-Antikörper produzieren, die die Beweglichkeit von Spermien herabsetzen und so daran hindern, die Eizelle zu erreichen. Solche Antikörper waren der Ausgangspunkt für speziell weiterentwickelte Antikörper, die noch stärker an Spermien binden können. Nachdem erste Versuche im Labor gute Ergebnisse gezeigt hatten, wurden sie in einem Tierversuch mit Schafen getestet: Die Antikörper wurden in die Vagina mehrerer Schafe gebracht, gefolgt von Spermaproben. Schon nach zwei Minuten hatte die Antikörperbehandlung die Zahl der beweglichen Spermien um mindestens 97 Prozent reduziert, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“.
Die Antikörper heften sich an bestimmte Strukturen, die nur auf Spermien vorkommen und in anderen Geweben und bei Frauen nicht gefunden werden. Sie könnten als schnell auflösender Film oder mit Hilfe eines Vaginalrings, der für eine stetige Freisetzung von Antikörpern sorgt, angewendet werden.
Auf diese Weise könnten die Antikörper eine Alternative zu hormonellen Verhütungsmitteln darstellen. Anders als bei hormonellen Verhütungsmitteln, bei denen es häufig ein paar Monate dauert, bis die Fruchtbarkeit wiederhergestellt ist, dürfte sie nach Absetzen der Antikörper sofort wieder einsetzen. Bis sie zur Anwendung kommen, ist allerdings noch einiges an Entwicklungsarbeit und klinischen Studien zu meistern.
Quelle: DOI 10.1126/scitranslmed.abd5219