"Endlich meine Arbeit ungestört tun dürfen." Das würde vermutlich so mancher Darm antworten, wenn man ihn fragen könnte, was er sich am meisten wünsche. Und: "Man muss auch mal nicht immer müssen dürfen." Bei 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung tritt der Darm zumindest zeitweise in Streik oder arbeitet nicht so zügig, wie mancher es gerne hätte. Zwei Drittel der von Verstopfung Betroffenen sind Frauen. Warum das so ist, darüber diskutieren Wissenschaftler bis heute.
Die Hormone seien schuld, wenn jüngere Frauen – zumeist in der zweiten Zyklushälfte – unter Verstopfung leiden, sagen die einen. Ein abnehmender Hormonspiegel könne dafür verantwortlich sein, nämlich wenn Frauen in den Wechseljahren über einen trägen Darm klagen, meinen andere. Nicht die Höhe des Hormonspiegels an sich sei schuld, sondern seine Schwankung, sagen Dritte.
"Keine Zeit", sagen viele Frauen, wenn man sie nach ihrem täglichen Rhythmus fragt. Morgens müssen die Kinder pünktlich zur Schule, sie selbst oft zur Arbeit oder sie kümmern sich um Oma oder Opa, die Pflege benötigen und schon warten. Zudem sitzt mancher Haushund schon an der Tür – mit erwartungsfrohem Blick und der Leine in der Schnauze.
Mangelnde Erziehung
Nicht alle, denen es auf dem stillen Örtchen zu langsam geht, leiden tatsächlich an einer Darmträgheit. Wer seinem Darm häufig sagt "Jetzt nicht!", zum Beispiel aus Hektik oder weil keine Toilette so schön ist wie die eigene, dem antwortet der Darm bald trotzig: "Dann eben nicht!" Doch man kann ihn an regelmäßige Arbeit gewöhnen: mit ein wenig Zeit für regelmäßige Mahlzeiten und etwas Ruhe für ebenso regelmäßige "Sitzungen". Wichtig: Regelmäßig bedeutet nicht automatisch täglich. Hier sind sich die Gastroenterologen einig: "Zwischen drei Mal die Woche und drei Mal am Tag ist alles normal."
Von nichts kommt nichts
Morgens eine halbe Scheibe Toast mit Marmelade, mittags unterwegs im Stehen ein paar Pommes und abends ein Tütensüppchen. Damit zeigt sich kaum ein Darm zufrieden. "Von nichts kommt nichts", meint er zu Recht. 30 Gramm Ballaststoffe empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Und etwa zwei Liter Flüssigkeit. Die schafft nicht jeder jeden Tag. Wer seine tägliche Ballaststoffbilanz aufbessern möchte, kann dies mit regelmäßigen Kleie-, Leinsamen- oder Flohsamenportionen tun. Wichtig: Mit kleinen Mengen anfangen und nach und nach steigern. Sonst gibt es Blähungen, da die Darmflora etwas Zeit braucht, um sich umzustellen.
Wenn alles nicht hilft
Nicht jeder verstopfte Darm hat zu wenig Ruhe, zu wenig Ballaststoffe oder zu wenig Bewegung. Hier können Abführmittel für Abhilfe sorgen. Geht ohne Hilfe jedoch auf Dauer nichts, ist der Arzt gefragt. Wichtig: Wer ein Abführmittel verwendet hat, darf nicht erwarten, dass es in den folgenden zwei bis drei Tagen ebenso reibungslos klappt. Der Darm hat sich durch das Medikament erst einmal entleert. Die Nahrung legt eine Strecke von etwa zehn bis zwölf Metern zurück, bis ihre Reste den Körper wieder verlassen dürfen. Das dauert. "Gut Ding will Weile haben", meint der Darm und dass man ruhig mal auf ihn hören solle.
MP