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14.06.2023
Bis zu 15 Prozent der Erwachsenen werden von Tinnitus gequält – klingelnde, summende oder zischende Geräusche, die trotz Stille wahrgenommen werden. Das ist im besten Falle nur lästig und vorübergehend, kann aber auch den Alltag massiv beeinträchtigen. Eine aktuelle Studie aus den USA lässt auf Linderung hoffen.
99 Studienteilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen unterteilt: Die erste Gruppe bekam eine bisensorische Behandlung, während die Kontrollgruppe nur eine akustische Behandlung erhielt. Dafür verwendeten die Teilnehmenden täglich 30 Minuten lang spezielle Geräte. Nach sechs Wochen folgte eine Pause, und danach wechselten die Gruppen für weitere sechs Wochen.
Aus wöchentlichen Befragungen war zu erkennen, dass diejenigen mit einer bisensorischen Behandlung durchweg eine bessere Lebensqualität hatten, sich weniger beeinträchtigt fühlten und die Tinnitus-Lautstärke als deutlich geringer empfanden. Bei reiner Tonstimulation wurden diese Effekte nicht beobachtet. Nach der sechswöchigen bisensorischen Behandlung berichteten mehr als 60 Prozent der Teilnehmenden von einer deutlichen Verringerung der Tinnitus-Symptome – jedoch nicht bei der Kontrollbehandlung.
Prof. Dr. Susan Shore von der Universität Michigan Medicine hat lange erforscht, wie das Gehirn bisensorische Informationen verarbeitet und wie dies für eine individuelle Behandlung eines Tinnitus genutzt werden kann. Sie erläuterte: „Die Geräte wurden so programmiert, dass sie das persönliche akustische Tinnitus-Spektrum jedes Teilnehmers darstellten, kombiniert mit einer elektrischen Stimulation, um einen bisensorischen Reiz zu erzeugen.“
Die Studie, die in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde, wurde doppelblind durchgeführt, d. h. weder Teilnehmende noch Forschende wussten, wann es sich um die bisensorische oder die rein akustische Behandlung handelte. Die Teilnehmenden hatten einen somatischen Tinnitus – eine Form der Erkrankung, bei der Bewegungen wie das Zusammenpressen des Kiefers oder Druck auf die Stirn zu einer spürbaren Veränderung der Tonhöhe oder Lautstärke führen. Fast 70 Prozent der Menschen mit Tinnitus haben diese Form.
Quelle: DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.15914