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15.06.2022
Unter 20 Patienten verlief eine Behandlung mit Phagen in elf Fällen erfolgreich, ohne dass es zu Nebenwirkungen kam. Bei fünf Patienten war der Therapieerfolg unklar und bei vier Patienten zeigte sich keine Besserung. Jeder dieser Patienten war mit einem oder mehreren Stämmen von Mykobakterien infiziert, die bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit der Lungenerkrankung Mukoviszidose behandlungsresistente Infektionen verursachen, die oft tödlich verlaufen. Bei einigen Patienten griff das Immunsystem die Phagen an, machte sie aber nur vereinzelt unwirksam. Manchmal war die Behandlung sogar trotz der Immunreaktion erfolgreich, berichtet ein Forschungsteam in der Zeitschrift „Clinical Infectious Diseases“.
„Für Ärzte sind diese Infektionen ein Albtraum: Sie sind seltener als andere Arten von Infektionen, aber sie gehören zu denen, die am schwierigsten mit Antibiotika zu behandeln sind. Vor allem, wenn Antibiotika über längere Zeit eingenommen werden müssen, sind sie nicht sehr gut verträglich“, erläuterte Prof. Graham Hatfull von der Universität Pittsburgh. Deshalb verwundert es nicht, dass sein Team seit 2019 mehr als 200 Anfragen anderer Ärzte bekommen hat, die nach Behandlungen für ihre Patienten suchen. Gemeinsam schauen sie dann nach Phagen, die gegen die Bakterienstämme jener Patienten wirksam sein könnten. „Das sind unglaublich mutige Ärzte, die sich um eine experimentelle Therapie bemühen, um ihren Patienten zu helfen, denen keine andere Option bleibt“, sagte Hatfull. Das Team arbeitet weiter an der großen Herausforderung, für jeden Bakterienstamm passende Phagen zu finden oder zu entwickeln, damit für alle Patienten eine Behandlung in Frage kommt.
Quellen: DOI 10.1093/cid/ciac453