NK
|
15.08.2022
Nach dem Sport, einem Umzug oder Städtetrip spüren wir die körperliche Anstrengung in unseren Muskeln und Knochen. Dann brauchen wir eine Pause, um uns wieder fit zu fühlen. Das gleiche gilt für das Gehirn nach anstrengenden Denk-Aufgaben: Geistige Arbeit führt einer neuen Studie zufolge dazu, dass in einem Bereich des Gehirns, dem präfrontalen Kortex, ein potenziell giftiges Abbauprodukt entsteht: Glutamat. Dieser Hirnbereich ist unter anderem aktiv, wenn wir Entscheidungen treffen oder komplexe Probleme lösen. „Theorien besagen, dass Müdigkeit nach langem Denken nur eine Einbildung ist. Unsere Studie zeigt jedoch, dass die Erschöpfung nach kognitiver Arbeit eintritt, um die Funktion des Gehirns zu schonen“, erklärt Studienautor Mathias Pessiglione von der Pitié-Salpêtrière Universität in Paris. Die Müdigkeit trete also an, um uns dazu zu bringen, mental anstrengende Tätigkeiten zu unterbrechen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Current Biology.
Für ihre Untersuchung verwendeten die Wissenschaftler die Technik der Magnetresonanzspektroskopie, um die chemischen Prozesse des Gehirns bei Studienteilnehmern über einen Arbeitstag hinweg zu analysieren. Dabei untersuchten sie zwei Gruppen: Personen, die in ihrem Job viel nachdenken müssen, sowie Teilnehmer, die eher einfachen kognitiven Tätigkeiten nachgingen. Zeichen von mentaler Erschöpfung, beispielsweise eine Veränderung der Pupillen, fanden die Wissenschaftler nur in der Gruppe mit schwerer kognitiver Arbeit. Außerdem zeigten sich in dieser Gruppe höhere Level von Glutamat in bestimmten Synapsen des Gehirns. Früheren Studien zufolge kann eine solche Ansammlung von Glutamat im Gehirn die kognitive Kontrolle erschweren.
Nach einem Tag mit viel geistiger Arbeit empfiehlt Pessiglione deswegen: „Ausruhen und schlafen! Es gibt einige Beweise, dass Glutamat im Gehirn während des Schlafs abgebaut wird.“ Wer sich mental erschöpft fühlt, solle darüber hinaus besser keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen.
Quelle: DOI: 10.1016/j.cub.2022.07.010.