"Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n, weil ich so stürmisch und so leidenschaftlich bin", sang 1938 der Schauspieler Heinz Rühmann. Jemanden ins Herz schließen, mit dem Herz an etwas hängen oder sich etwas zu Herzen nehmen: Oft wird das Organ, das eigentlich "nur" Blut durch den Körper pumpt, mit Gefühlen in Verbindung gebracht.
Wenn das Herz rast
Viele Emotionen spielen sich nicht nur im Kopf ab, sondern gehen tatsächlich "zu Herzen", wo sie eine deutlich messbare Reaktion hervorrufen. Bei Angst, Aufregung und Stress sorgt das Nervensystem dafür, dass das Herz schneller schlägt und mehr Blut durch den Körper pumpt. Dazu regt das vegetative Nervensystem zum einen die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin an, die auf das Herz wirken. Zum anderen sind aber vor allem direkte Einflüsse über Faserverbindungen des vegetativen Nervensystems zum Herzen wichtig. In Ruhe überwiegen den Herzschlag verlangsamende Einflüsse parasympathischer Nervenfasern, bei Aufregung eher Einflüsse sympathischer Nervenfasern, die den Herzschlag und die Schlagkraft des Herzens fördern.
Das ist sinnvoll, denn der schnellere Herzschlag steigert die Durchblutung. Muskeln in Armen und Beinen sowie das Gehirn werden bevorzugt versorgt, so dass man in Gefahrensituationen körperlich sehr leistungsfähig und konzentriert ist.
Menschen verorten Gefühle im Herzbereich
Wissenschaftler aus Finnland untersuchten das Herzgefühl kürzlich in einem Experiment. Sie forderten Menschen auf zu zeigen, mit welchem Körperteil sie bestimmte Emotionen verbinden. Furcht empfanden die Probanden vor allem im Bereich des Oberkörpers, am stärksten in der Umgebung des Herzens. Ähnliches galt für die Liebe. Diese verorteten die Befragten in Oberkörper und Körpermitte.
Negative Gefühle wie ein Wutausbruch schaden dem Herzen mitunter sogar. Einer US-Studie zufolge folgt im Extremfall ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das Ergebnis der Literaturrecherche ergab: In den zwei Stunden nach einem kurzen, aber heftigen Wutausbruch steigt die Gefahr für Herz-Kreislauf-Vorfälle wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen an. "Bei einem wütenden Menschen zirkulieren mehr Katecholamine im Blut, also Stresshormone, zu denen unter anderem das Adrenalin gehört", schreibt die Mitautorin der Studie, Suzanne V. Arnold vom American Heart Institute. Blutgefäße könnten sich krampfartig verengen, und die Neigung der Blutplättchen, sich zusammenzulagern, steige an. "Dies wiederum kann weitere Veränderungen nach sich ziehen, durch die die Gefahr für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen ansteigt."
Frauen haben häufiger ein "gebrochenes Herz"
Und was ist mit den berühmten Schmetterlingen im Bauch? Erstaunlicherweise ähneln sich der Zustand des Verliebtseins und Angst aus medizinischer Sicht. Beides versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und führt zu mehr Stresshormonen im Blut. Doch bei Verliebtheit bewirkt im Gehirn die richtige Mischung von Botenstoffen wie Dopamin, Endorphinen, Oxytocin und Serotonin zusätzlich ein berauschendes Gefühl.
Doch nicht jede Liebe erfüllt sich. Die Unglücklichen fühlen sich eher depressiv, und das Herz schlägt alles andere als schnell. Das "gebrochene Herz" entwickelt sich in extremen Fällen sogar zu einer Erkrankung: zum "Broken-Heart-Syndrom". Die Symptome ähneln einem Herzinfarkt und treten meist nach sehr einschneidenden emotionalen Belastungen auf – etwa bei der erwähnten unerfüllten Liebe, aber auch nach einer Trennung oder dem Tod eines geliebten Menschen. Wieder spielen Botenstoffe wie Adrenalin und Noradrenalin eine Rolle. Im Körper steigen die Blutspiegel bei dem starken Stress massiv an. Für die Herztätigkeit bleibt das nicht ohne Folgen, sie wird extrem angetrieben.
Die gute Nachricht: Im Unterschied zum Herzinfarkt funktioniert die Herzdurchblutung, so dass in den meisten Fällen die Erkrankung nicht dramatisch verläuft. Interessanterweise leiden Frauen häufiger unter einem "Broken-Heart-Syndrom". Warum, wissen Forscher leider noch nicht.
Peter Erik Felzer