Gesund leben

Warum Saftkuren dem Darm mehr schaden als nützen können

pta-Forum/NAS  |  11.02.2025 11:45 Uhr

Saftkuren sollen den Körper entlasten, entgiften und mit Nährstoffen versorgen – kurzum: Sie sollen gut für die Gesundheit sein. Forschende der Northwestern University, USA, kommen jedoch zu einem anderen Ergebnis.

Drei Fruchtsäfte mit Obst daneben.
Eine Saftkur kann sich negativ auf den Darm auswirken - und zwar schon nach wenigen Tagen.
© Foxys_forest_manufacture/iStockphoto

Was passiert bei einer Saftkur?

Bei einer Saftkur werden feste Lebensmittel durch frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte ersetzt. Viele Menschen versprechen sich davon eine Entlastung des Körpers und eine innere Reinigung. Doch laut der Studie kann genau das Gegenteil eintreten – und das bereits nach wenigen Tagen.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich verschiedene Ernährungsweisen auf das Mikrobiom von Mund und Darm auswirken. Das Mikrobiom besteht aus Milliarden von Bakterien, die für unsere Gesundheit eine zentrale Rolle spielen.

Für die Untersuchung wurden drei Gruppen gebildet:

  • Gruppe 1 ernährte sich nur von pflanzlicher Vollwertkost.
  • Gruppe 2 konsumierte eine Mischung aus Säften und Vollwertkost.
  • Gruppe 3 trank ausschließlich Säfte.

Durch Speichel-, Wangen- und Stuhlproben wurde die Veränderung des Mikrobioms während der Diät untersucht.

Saft-Kur verändert das Mikrobiom

Die Gruppe, die nur pflanzliche Vollwertkost zu sich nahm, zeigte eine positive Entwicklung im Darm. Auch in der Gruppe, die Säfte mit Vollwertkost kombinierte, blieb das Mikrobiom weitgehend stabil. Doch in der reinen Saft-Gruppe veränderte sich die Bakterienzusammensetzung deutlich – und das nicht zum Guten. Es kam zu einem starken Anstieg von Bakterien, die mit entzündlichen Prozessen, einer erhöhten Darmdurchlässigkeit und sogar kognitivem Abbau in Verbindung stehen. Vor allem das Mundmikrobiom, also die Bakterien in der Mundhöhle, erlebte einen dramatischen Wandel zugunsten schädlicher Mikroorganismen.

Warum sind Saftkuren problematisch?

Die Forschenden vermuten zwei Hauptursachen:

Mangel an Ballaststoffen: Ballaststoffe sind wichtig für eine gesunde Darmflora, weil sie die nützlichen Darmbakterien ernähren. Doch beim Entsaften gehen diese wertvollen Stoffe fast vollständig verloren.

Hoher Zuckergehalt: Durch den fehlenden Ballaststoffanteil bleibt vor allem der Zucker aus dem Obst und Gemüse übrig. Zuckerliebende Bakterien können sich dadurch stark vermehren, während die nützlichen Bakterien verhungern.

Beides zusammen – zu wenig Ballaststoffe und zu viel Zucker – stört das empfindliche Gleichgewicht des Mikrobioms und könnte langfristig negative Folgen für das Immunsystem, den Stoffwechsel und sogar die geistige Gesundheit haben.

Was bedeutet das für die Ernährung?

Die Wissenschaftler sehen in der Studie eine wichtige Erkenntnis für künftige Ernährungsempfehlungen. Ballaststoffe sind essenziell für eine gesunde Verdauung und sollten in keiner Ernährungsweise fehlen. Wer gerne Säfte trinkt, sollte sie daher nicht als alleinige Mahlzeit nutzen, sondern mit Vollwertkost kombinieren. Eine gute Alternative ist es, Obst und Gemüse zu mixen statt zu entsaften. Dadurch bleiben Ballaststoffe erhalten, und der Körper bekommt alle wichtigen Nährstoffe, ohne das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Fazit: Saft ja – aber in Maßen

Reine Saftkuren scheinen laut dieser Studie keinen gesundheitlichen Vorteil zu bringen – im Gegenteil, sie können das Gleichgewicht der Darmflora empfindlich stören. Wer seine Gesundheit langfristig unterstützen möchte, sollte auf eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Ernährung setzen. Säfte können dabei ein gesunder Bestandteil sein, solange sie nicht feste Nahrung ersetzen.

Quelle: DOI: 10.3390/nu17030458

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