13.02.2020
Ob als innige Liebesbekundung am heutigen Valentinstag oder einfach aus einer Laune heraus: Ein Kuss dauert im Durchschnitt zwölf Sekunden und setzt jede Menge in Gang. Denn bei jeder Begegnung zweier Lippenpaare werden unzählige Botenstoffe, aber auch Bakterien und andere Keime ausgetauscht. Was bei einem Kuss in unserem Körper sonst noch passiert, erklärt Professor Bernhard Baune, Direktor der Klinik für Psychische Gesundheit am Universitätsklinikum Münster (UKM).
Herr Prof. Baune, warum küssen wir?
Beim Küssen passieren ganz verschiedene Dinge mit uns und unsere Motivation, zu küssen, ist davon gelenkt: Man möchte einem anderen Menschen nahekommen, sich austauschen und entweder besser kennenlernen oder die Beziehung intensivieren. Man kann auch aus einer Stimmung, einem gewissen Glücksgefühl heraus küssen – zum Beispiel jetzt zu Karneval. Da besteht dann schon im Vorfeld eine gewisse Bereitschaft, dieses Glücksgefühl durch den Kuss sozusagen zu bestätigen und möglichst durch den erwiderten Kuss länger andauern zu lassen.
Was genau passiert beim Küssen mit uns?
Was dabei im Körper und im Gehirn passiert, ist vor allem biochemisch zu erklären. Beim Küssen wird ein großer Cocktail an Hormonen freigesetzt. Das wichtigste davon ist das Oxytocin, das ist ein Bindungshormon, das vor allem auch bei schon bestehenden Partnerschaften nicht nur beim Küssen, sondern auch bei Berührungen ausgeschüttet wird. Die typischen Stresshormone wie Cortisol und Cortison werden dagegen erst einmal reduziert. Das kennt jeder, der schon einmal frisch verliebt war: Wenn man sozusagen mit Schmetterlingen im Bauch zum Partner oder zu der Partnerin geht und sich dann – wenn der Kuss eintritt – vieles entspannt. Nicht zu unterschätzen ist auch das Dopamin für das Glücksgefühl. Das wird direkt beim Küssen ausgeschüttet und gibt den Menschen ein Gefühl, sich wie auf Wolke 7 zu fühlen.
Wie hygienisch ist ein Kuss überhaupt?
Beim Küssen werden schon auch Bakterien und Viren ausgetauscht. Je nach Intensität des Kusses schätzt man, dass das so bis zu 40.000 sind. Insofern sollte man sich gut überlegen, wen oder was man küsst. Wichtig ist aber die Botschaft, dass Küssen auch zu einer Stärkung des Immunsystems beitragen kann. Entweder, weil über den Austausch der Bakterien die Immunabwehr angeregt wird. Aber auch die eben schon angesprochene Stresssenkung führt zu einer Stärkung der Immunabwehr. Unterm Strich ist Küssen wahrscheinlich in 90 Prozent der Fälle eine gute Sache.
UKM/NK