Natascha Koch
|
23.01.2021
Was der Gesundheit nützt
Auf kaum etwas anderes sind wir so sehr angewiesen wie auf Wasser. Es regelt sämtliche Funktionen unseres Organismus und liefert nebenbei einige Mineralstoffe, wenn auch nicht in den Mengen, die wir täglich brauchen.
Magnesium: Magnesium ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt und sorgt außerdem dafür, dass unser Herz und andere Muskeln sowie unsere Nerven einwandfrei funktionieren. Wie viel Magnesium im Leitungswasser steckt, hängt vom Wohnort ab. "Um unseren Tagesbedarf an Magnesium und anderen Mineralstoffen nur über Trinkwasser aus der Leitung zu decken, müssten wir täglich jedoch rund 25 Liter trinken", sagt Dr. Stefan Koch vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Obwohl der Körper Magnesium aus Wasser gut aufnehmen kann, lässt sich der komplette Bedarf nur mit fester Nahrung decken. Gute Magnesium-Lieferanten sind Vollkornbrot, Bananen, Gemüse und Hülsenfrüchte.
Calcium: Calcium ist notwendig für die Bildung und den Erhalt kräftiger Zähne und Knochen, den Transport von Nervenimpulsen, die Blutgerinnung und die Muskelkontraktion. Zwar steckt der Mineralstoff auch in unserem Trinkwasser, jedoch in so geringen Mengen, dass sich der Tagesbedarf von etwa 1 000 Milligramm damit nicht decken lässt. Die wichtigsten Lieferanten des Mineralstoffs sind Milch, Milchprodukte und Gemüse.
Natrium und Chlorid: Zusammen mit Natrium ist Chlorid unter anderem für die Flüssigkeitsverteilung im Körper zuständig. Auch Natrium ist ein Mineralstoff, der für den menschlichen Körper lebenswichtig ist. Es reichen jedoch bereits sehr kleine Mengen aus, um den täglichen Bedarf zu decken. Da viele Menschen über salzige Speisen sogar mehr Natrium aufnehmen als täglich nötig, ist ein hoher Gehalt im Wasser eher unerwünscht. Leitungswasser enthält jedoch im Durchschnitt sehr wenig Natrium und kann daher auch bei einer kochsalzarmen Diät von Bluthochdruck-Patienten getrunken werden. Extrem arm an Natrium sollte die Ernährung gerade im Alter und bei chronisch kranken Menschen ohnehin nicht sein, da es dann möglicherweise auf Dauer zu einem Natriummangel kommt, der sich unter anderem in Lethargie, Krämpfen, Gangunsicherheit und Verwirrtheit äußern kann. Eine Blutuntersuchung kann das bei Bedarf klären.
Was der Gesundheit schadet
Damit Wasser bedenkenlos getrunken werden kann, hat der Gesetzgeber eine ganze Reihe von Substanzen festgelegt, die nicht enthalten sein dürfen.
Schwermetalle: Für potenziell schädliche Stoffe wie Blei, Kupfer, Cadmium oder Nickel sind in der Trinkwasserverordnung feste Grenzwerte vorgeschrieben. "Überschreitungen sind absolute Einzelfälle", sagt Dr. Ingrid Chorus vom Umweltbundesamt. Die Kontrollen reichen jedoch nur bis zum Hausanschluss. Sind die Leitungen und Rohre veraltet, kann Wasser, das aus dem Hahn kommt, trotzdem verunreinigt sein. Zum Beispiel mit Blei: Das Nervengift ist vor allem für Kinder und Schwangere gefährlich, weil es die Entwicklung des kindlichen Nervensystems beeinträchtigt. Verantwortlich für einen zu hohen Gehalt im Trinkwasser sind alte Bleirohre im Haus. "Leider gibt es noch immer Häuser, in denen alte Rohre nicht
ausgetauscht wurden", sagt Chorus. Wird der Blei-Grenzwert überschritten, kann das Gesundheitsamt den Vermieter verpflichten, die Rohre auszutauschen. Wer sich unsicher ist, ob in seinem Haus Bleirohre liegen, kann eine Wasserprobe nehmen und diese zur Analyse an ein Labor schicken.
Nitrat: Nitrat ist ein Umweltschadstoff, der im Körper in giftiges Nitrit umgewandelt wird. Gleichzeitig ist es aber auch der wichtigste Stickstofflieferant für Pflanzen und in fast allen Düngemitteln enthalten. Daher tritt Nitrat teilweise in hohen Konzentrationen im Grundwasser auf. "Nitrat ist ein regionales Problem, vor allem in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft und Massentierhaltung. Hier haben die Wasserversorger tatsächlich Probleme", sagt Koch vom BDEW. Damit die Grenzwerte trotzdem eingehalten werden, müsse das Wasser in Teilen Deutschlands besonders intensiv gereinigt und aufbereitet werden. "Das kann sich wiederum auf die Kosten für unser Wasser auswirken", erklärt Koch. Angst vor hohen Nitratkonzentrationen im Trinkwasser müsse aber niemand haben.
Legionellen: Legionellen sind eine unterschätzte Gefahr. Nisten sich die Bakterien in Warmwassersystemen ein, zum Beispiel Duschen, Whirlpools oder Klimaanlagen, können sie Krankheiten verursachen: die Legionärskrankheit, eine besonders schwere Form der Lungenentzündung, und das Pontiac-Fieber, das sich durch grippeähnliche Beschwerden bemerkbar macht. Infizieren kann man sich ausschließlich durch das Einatmen von Dämpfen oder feinen Tröpfchen, nicht durch das Trinken von Wasser.
Mit einigen Maßnahmen lassen sich Legionellen vermeiden:
- Legionellen vermehren sich, wenn das Wasser über längere Zeit steht. Daher sollte der Wasserhahn regelmäßig aufgedreht werden.
- Wer einige Tage nicht zu Hause war, lässt das Wasser vor dem ersten Duschen am besten einige Minuten lang heiß ablaufen.
- Bei längerer Abwesenheit wird vor der Abreise der Haupthahn komplett zugedreht. Nach der Rückkehr die Leitungen ebenfalls einige Minuten lang durchspülen.
- Generell gilt: Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Wasser daher am besten regelmäßig über 55 Grad erhitzen.
Mieter können sich bei ihrem Vermieter nach einer Wasserprüfung auf Legionellen erkundigen. Ab einer bestimmten Anlagengröße ist diese in Deutschland mittlerweile Pflicht. Alternativ können Sie selbst einen Legionellentest in Auftrag geben, zum Beispiel in einigen Apotheken.
Rückstände von Medikamenten: Antibiotika und andere Medikamente können ebenfalls in unser Wasser gelangen, etwa weil sie beim Duschen von der Haut abgewaschen werden oder mit dem Urin der Patienten ins Abwasser gelangen Das Umweltbundesamt gibt jedoch Entwarnung: "Es kommt vor, dass bei Analysen Rückstande von Medikamenten gefunden werden. Allerdings entspricht die Menge des Wirkstoffs, der durch das Trinkwasser in unseren Körper gelangen könnte, über das ganze Leben betrachtet höchstens einer einzelnen Tagesdosis. Solche Mengen stellen keine Gefahr für unsere Gesundheit dar", sagt Chorus.
Damit Arzneimittel nicht in den Wasserkreislauf gelangen, ist die Mithilfe der Patienten gefragt. "Zu viele Menschen entsorgen alte Medikamente über die Toilette oder die Spüle", sagt Koch. In den meisten Fällen können Medikamente in der Restmülltonne entsorgt werden. "Lediglich in einigen Städten oder Landkreisen, in denen Restmüll nicht verbrannt wird, müssen alte Arzneimittel anders entsorgt werden", erläutert der Experte. Welche Entsorgungsmöglichkeiten für welche Region empfohlen werden, erfahren Sie auf der Webseite www.arzneimittelentsorgung.de.
Krankheitserreger: Im Trinkwasser dürfen keine Erreger enthalten sein, die der Gesundheit schaden können. Werden doch Bakterien nachgewiesen, geben Wasserwerke eine Warnung heraus, zum Beispiel über Verunreinigungen mit Escherichiacoli-Bakterien (E. coli). Die Darmbakterien sind in der Regel harmlos, in einigen Fällen reagieren Menschen jedoch mit Durchfall und anderen Magen-Darm-Beschwerden. Der Nachweis von E. coli ist vor allem ein Zeichen dafür, dass eventuell noch weitere Verunreinigungen im Wasser vorhanden sind. Daher sollte das Leitungswasser so lange nicht getrunken werden, bis es Entwarnung gibt.