28.07.2014
"Es wird immer noch zu wenig auf Virushepatitis untersucht", sagt Ingo van Thiel, Pressesprecher der Deutschen Leberhilfe. Demnach weiß nur rund die Hälfte aller Betroffenen, dass sie mit Hepatitis-C-Viren infiziert sind. "Wenn man eine Erkrankung gar nicht erst erkennt, helfen auch die besten Therapiemöglichkeiten nicht", so Thiel im Hinblick auf neue Medikamente gegen Hepatitis C, die in letzter Zeit Schlagzeilen machten. In Deutschland sind schätzungsweise mehrere hunderttausend Menschen mit Hepatitis-Viren infiziert. Es sterben nach Angaben der Deutschen Leberhilfe jedes Jahr rund 14.000 Menschen an den Folgen einer chronischen Virushepatitis, davon 8.000 an Hepatitis C und 6.000 an Hepatitis B. Das seien deutlich mehr als HIV-Opfer. Die Zahlen hätten sich trotz Hepatitis-B-Impfung und neuer Medikamente seit den 1990er-Jahren noch nicht verbessert. Nach Schätzungen der Deutschen Leberhilfe wird derzeit nur einer von 40 infizierten Patienten behandelt.
Die Organisation fordert daher ein Umdenken und die Umsetzung des 2013 entwickelten Aktionsplans. Dazu gehören Programme zu Früherkennungsuntersuchungen, Aufklärungskampagnen und ein besserer Zugang zu Medikamenten. Derzeit würden nicht einmal Risikogruppen wie Empfänger von Blutprodukten vor 1991 oder Drogenkonsumenten systematisch untersucht. Auch die Kontrolle der Leberwerte sei noch kein Standard, kritisiert der Verein. „Seit Jahren setzt sich die Deutsche Leberhilfe gemeinsam mit anderen Organisationen dafür ein, dass der Leberwert GPT in den Check-up 35 aufgenommen wird“, erklärt Thiel. "Das wäre eine einfache Möglichkeit, Diagnoseraten von Lebererkrankungen zu steigern und sie so frühzeitig behandeln zu können."
db/PZ