Natascha Koch
|
08.11.2021
Die nächtlichen Schlafdauer hat offenbar einen Einfluss auf das Risiko für Demenz: Personen, die im Alter ab 50 Jahren regelmäßig weniger als sechs Stunden schliefen, hatten ein um 30 Prozent höheres Risiko, später an einer Demenz zu erkranken. Das zeigt die Auswertung einer Langzeitstudie aus Großbritannien.
Ausgewertet wurden Daten von fast 8.000 Teilnehmenden einer Kohortenstudie, von denen im Laufe von 25 Jahren über 521 an einer Demenz erkrankten, durchschnittlich mit 77 Jahren. Menschen mit einer normalen nächtlichen Schlafdauer (definiert als durchschnittlich sieben Stunden) hatten dabei das geringste Risiko für eine Demenz. 30 Prozent höher war das Risiko bei Teilnehmern, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schliefen – auch unabhängig davon, wie gesund die Teilnehmer ansonsten lebten und ob sie Vorerkrankungen hatten. Einen Zusammenhang zwischen dem Demenz-Risiko und einer hohen Schlafdauer von über neun Stundenfanden die Forscher nicht, wobei die Zahl der extremen Langschläfer in der Studie auch sehr gering war.
Ein wichtiges Ergebnis der Studie sei, dass die Assoziation von kurzem Nachtschlaf und dem Demenz-Risiko unabhängig von psychischen Erkrankungen wie einer Depression war, die ebenfalls mit Schlafstörungen einhergehen können. Die Forscher geben jedoch zu bedenken, dass es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine Beobachtungsstudie handle, die keine eindeutigen Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung zulassen. Dennoch könne die die Botschaft lauten, dass eine gute Schlafhygiene grundsätzlich nützlich für die Gesundheit ist – insbesondere auch der des zentralen Nervensystems.
Schlafstörungen sind Merkmal vieler Krankheiten, insbesondere auch von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz. Grund dafür ist vermutlich eine Fehlregulation im Schlaf-Wach-Rhythmus durch die demenzbedingten Veränderungen im Hypothalamus und Hirnstamm. Unklar war bislang, ob es umgekehrt auch einen Zusammenhang zwischen der nächtlichen Schlafdauer eines Menschen und dem Risiko für Demenz gibt. Die Ergebnisse früherer Studien waren widersprüchlich, viele hatten zudem nur eine Nachbeobachtungszeit von weniger als zehn Jahren und konnten diese Frage nicht sicher beantworten, da sich eine Demenz über einen längeren Zeitraum entwickelt
Quelle: DOI 10.1038/s41467-021-22354-2