Wenn der Körper sich selbst hilft

Der Körper besitzt durchaus Selbstheilungskräfte.
Dankbarkeit, Gelassenheit und eine positive Einstellung zum Leben: Der Geist beeinflusst auch unsere körperlich Gesundheit.
© Igor Mojzes - Fotolia

Seit den 1970er-Jahren hat sich die Psychoneuroimmunologie als Forschungsfeld etabliert. Damals wiesen Forscher nach, dass das Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeitet. Seitdem erkundet man die wechselseitige Beeinflussung von Psyche, Nerven- und Immunsystem. In Studien untersuchen Wissenschaftler die Hintergründe von Spontanheilungen. Und Unikliniken wenden Erkenntnisse aus der Forschung an.

Was unterstützt die "Selbstreparatur"?

Ein lebendiger Organismus regeneriert sich fortwährend. Bei Pflanzen und Tieren erscheint das selbstverständlich. Doch auch beim Säugetier "Mensch" erneuern sich Zellen ohne Unterlass, reparieren Enzyme Defekte in der Erbsubstanz. Im Kindesalter heilen Verletzungen, wie Wunden und Frakturen, besonders schnell und meist komplikationslos. Das Immunsystem baut sich stetig auf, bis es beim Erwachsenen über enorme Abwehrkräfte verfügt. Erst im Alter sinken Immunkraft und Regenerationsfähigkeit des Körpers wieder.

Dass Gefühle und Gedanken auf den Körper wirken, zählt zum Erfahrungswissen. Auch wissenschaftlich lässt sich der Einfluss psychologischer
Faktoren nicht leugnen. Es gilt als erwiesen, dass intensive seelische Belastungen das Immunsystem schwächen. Dazu zählen anhaltender oder durch Traumata entstandener Stress, Depression, Angst. Positiv wirken sich Persönlichkeitseigenschaften aus, die man als Akzeptanz und Lebenszufriedenheit zusammenfassen kann – eine positive Haltung, Optimismus, Fröhlichkeit, Dankbarkeit, Selbstwert.

Auch die Fähigkeit, seine Emotionen zu regulieren und an die Gegebenheiten
anzupassen, scheint eine Rolle zu spielen. Zudem können soziale Bindungen und der Glaube, kompetent zu reagieren, das Immunsystem stärken. Ähnlich
kann nach dem Salutogenese-Modell krankmachender Stress bewältigt werden: durch das Gefühl, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen, dem Vertrauen, es gestalten zu können und dass es einen Sinn besitzt.

Grenzen der Selbstheilung

Aber auch unser Selbstheilungs-System hat Grenzen. Neben Stress und Schlafmangel schwächen Alkohol und Nikotin den Organismus schleichend, noch bestens getarnt: Eine Grippe fesselt spürbar ans Bett, während die Wirkung dieser Genussgifte auf die Abwehr sich zunächst kaum wahrnehmen lässt.

Schwieriger als gegen äußere Einflüsse ist es, seine Selbstheilungskräfte gegen Krebs zu aktivieren. Denn der Organismus müsste seine eigenen krankhaft veränderten Zellen als Feind erkennen und bekämpfen. Laut Informationen des Deutschen Krebsinformationszentrums tauchen hier Spontanheilungen sehr selten auf. Starre Rezepte, wie etwa das positive Denken, hätten sich nicht bewährt. Doch Meditation und Entspannungstechniken könnten den Heilungsprozess fördern. Dringend wird davor gewarnt, bei Krebs allein auf alternative Heilkräfte zu setzen. Es solle unbedingt eine onkologische Therapie im Zentrum stehen.

Was wir beitragen können

Im Allgemeinen dürfen wir dem Organismus vertrauen, dass er sich selbst reguliert. Dauerhaft negative Gefühle können jedoch buchstäblich krank machen. Fühlt man sich traurig, mutlos und dem Schicksal hilflos ausgesetzt, verlangsamt das die Produktion von wichtigen Waffen der Abwehr, den Antikörpern.

Unterstützen lässt sich das Immunsystem durch sogenannte Gefühls- und Gedankenhygiene. Das bedeutet, negative Grundeinstellungen und Gedankenspiralen zu erkennen und diese Schritt für Schritt mit einer positiven
Einstellung zu durchbrechen. Lasten auf der Seele Erlebnisse und Stimmungen, die man alleine nicht mehr bewältigt, ist eine psychologische Behandlung zu empfehlen. Parallel dazu ist es sinnvoll, das Leben so zu strukturieren, dass tägliche Meditation einen Platz bekommt. Förderlich ist auch häufige Bewegung
in der Natur. So wird mit der nötigen Portion Selbstdisziplin die Seele leicht, der Geist entspannt und der Körper gesünder.

Tamara Berikoven

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