Was steckt sich hinter dem Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) und dem Neuen Rezeptur-Formularium (NRF)?
Reimann: Die Apotheker haben etwa 1970 das Projekt DAC begründet, um mit Qualitätsvorgaben und Prüfungen das amtliche Arzneibuch zu ergänzen, auch für die in Apotheken hergestellten Rezepturarzneimittel. 1983 wurden die Formeln zur Eigenherstellung als NRF-Sammlung ausgegliedert, systematisch aktualisiert und als assoziiertes Werk publiziert. Hinter beiden Projekten stehen jeweils eigene Laboratorien mit zusammen 14 spezialisierten Mitarbeitern sowie eine unabhängige wissenschaftliche Expertenkommission. Weil bei Arzneimitteln Herstellung und Prüfung untrennbar zusammengehören, wurden die beiden Werke vor drei Jahren wieder zu DAC/NRF vereinigt.
Wieso überprüfen Apotheker die Ausgangsstoffe für eine Rezeptur, also individuell hergestellte Arzneimittel?
Reimann: Sie sind gesetzlich für Qualität und Sicherheit der Rezepturarzneimittel verantwortlich. Damit keine Sicherheitslücke entsteht, schließen sie Mängel und Verwechslungen bereits bei den Ausgangsstoffen aus. Die Prüfung auf Identität ist ein Muss. Bei formaler Zusicherung der Qualität durch die dazu amtlich autorisierte Person beim Lieferanten urteilen die Apotheker nach Risikoabschätzung selbst, ob sie weitere Prüfungen für nötig halten.
Welche Hilfen geben Sie mit Ihrem Team noch?
Reimann: Im Idealfall verordnet der Arzt ein NRF-Rezepturarzneimittel. Dann liegen neben der Zusammensetzung die detaillierte Herstellungsanweisung, Haltbarkeitsvorgaben und Hintergrundinformationen vor, der Patient erhält meist schnell und problemlos seine Arznei. Ist die Verordnung so nicht standardisiert, hilft DAC/NRF, die erforderlichen Angaben systematischen festzulegen. Dazu kann jede Apotheke auch online auf Informationen zugreifen, wie Rezepturvorschläge, Eigenschaften und Wechselwirkungen der Wirk- und Hilfsstoffe sowie der Arzneiträger, Warnungen vor Problemen und geeignete Alternativen. Zur Not wird bei der DAC/NRF-Redaktion nachgefragt.
PEF