Natascha Koch
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09.02.2022
Unser Körper und die Psyche sind miteinander verbunden, das ist wissenschaftlich schon lange belegt. Das gilt offenbar auch für Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich und Depressionen, wie Forscher der Universität Witten/Herdecke berichten: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Depressive einen höheren Grad von Steifigkeit und weniger Elastizität im Schulter-Nacken-Bereich aufweisen als gesunde Vergleichsprobanden“, so Studienautor Prof. Dr. Johannes Michalak.
In einer weiteren Studie zeigte sich, dass eine kurze Übung zur Lockerung der Faszien und Muskeln in diesem Bereich auch die depressiven Symptome verbessern kann: Dazu baten die Forscher eine Versuchsgruppe mit depressiven Patienten, entweder ihre Schulter-Nackenpartie mit einer Faszienrolle einige Minuten selbst zu massieren und so die Flexibilität des Bindegewebes zu erhöhen. Eine weitere Vergleichsgruppe sollte lediglich Auf- und Ab-Bewegungen im Schulter- und Nackenbereich durchführen, ohne diesen dabei zu massieren. Nach der Übung machten die Forscher mit den Probanden einen Test, der die Depressionsanfälligkeit erfasst: Dabei bekamen die Teilnehmer je zehn positive Begriffe (schön, stolz, selbstbewusst) und zehn negative Begriffe (schlecht, hässlich, schwerfällig) vorgelesen. Dabei zeigte sich, dass sich die Massage-Gruppe häufiger an die positiven Worte erinnerte, außerdem schätzten sie ihre Stimmung als besser ein.
„Unsere Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass Steifigkeit und geringe Elastizität des muskulären Bindegewebes möglicherweise mit dazu beitragen könnte, dass Depressive sich nicht so gut aus ihrem negativen Zustand lösen können“, fasst Michalak die Ergebnisse zusammen. Da die Forscher nur einen kurzfristigen Effekt untersuchen konnten, müssten nun weitere Forschungsarbeiten zeigen, wie sich eine längerfristige Behandlung des muskulären Bindegewebes bei depressiven Menschen auswirkt.
Quelle: DOI 10.1007/s10608-021-10282-w