Dr. Karen Zoufal
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15.06.2021
Schon lange gelten Lebensmittel mit vielen gesättigten Fettsäuren wie rotes Fleisch als Risikofaktor für Dickdarmkrebs. Mediziner gehen davon aus, dass sich durch eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten bis zu 70 Prozent dieser Fälle vermeiden ließen. Forscher beschreiben in der Fachzeitschrift „Cell Reports“ einen Mechanismus, der möglicherweise hinter diesem Zusammenhang steckt.
Eine fettreiche Ernährung kann in den Stammzellen des Dickdarms eine Kaskade von Ereignissen auslösen, die zu Darm- und Dickdarmkrebs führt: Wenn Lebensmittel im Darm abgebaut werden, interagieren sie auch mit Stammzellen, die sich entlang der Innenflächen des Darms befinden. Diese Zellen besitzen „Sensormoleküle“, die auf Fettsäuren aus der Nahrung reagieren, wodurch sich ihr Fettstoffwechsel erhöht und die Zuckerverwertung abnimmt. Auf diese Weise ist reichlich Energie in den Stammzellen vorhanden – sie wachsen, vermehren sich und erneuern das Darmgewebe.
Die Forscher glauben, dass die Vermehrung der Stammzellen durch den gesteigerten Fettstoffwechsel die Wahrscheinlichkeit für zufällige Mutationen erhöht – also, dass es einfach aufgrund der größeren Anzahl dieser Zellen vermehrt zu Dickdarmkrebs kommt. An dem Prozess ist ihnen zufolge ein Protein in den Kraftwerken im Innern der Zellen, den sogenannten Mitochondrien, maßgeblich beteiligt. Mäuse, die dieses Protein nicht besaßen, entwickelten keine Tumoren mehr. Die Forscher hoffen nun, dass sich dieser neu entdeckte Mechanismus eines Tages für eine Therapie nutzen lässt.
Quelle: DOI 10.1016/j.celrep.2021.109212