HH
|
28.12.2016
Raketen und Böller werden in der Silvesternacht oft leichtsinnig und unsachgemäß gezündet. Jedes Jahr kommt es so zu Verletzungen, oft auch am Auge. Wie häufig Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper sind und ob deren Häufigkeit ein Feuerwerksverbot für Laien rechtfertigen könnte, ist jedoch noch nicht genau bekannt. Das soll eine Umfrage ändern.
Um festzustellen, wie viele Fälle von Augenverletzungen es hierzulande durch Silvesterfeuerwerk gibt, planen Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG; Ophthalmologie = Augenheilkunde) für den Jahreswechsel 2016/2017 eine Befragung aller bettenführenden Kliniken in Deutschland. „Mit der Erhebung möchten wir mehr Erkenntnisse über die Häufigkeit und den Schweregrad von Augenverletzungen gewinnen“, erläutert Professor Dr. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Erfasst werden sollen alle Augenverletzungen, also etwa Lidverletzungen, Schäden an Binde- und Hornhaut bis hin zu schwersten Verletzungen mit geborstenem Augapfel, die einer Notoperation bedürfen.
Allein die Universitäts-Augenklinik Freiburg habe im Vorjahr 20 Patienten mit einer Silvesterverletzung am Auge behandelt, heißt es in einer Mitteilung der DOG. Vier von ihnen mussten am Auge operiert werden. Nicht immer gelinge es, das betroffene Auge zu retten, so die Augenexperten. In den Jahren 2005 bis 2013 seien allein in Leipzig und Umgebung elf Menschen nach einer Verletzung durch Feuerwerkskörper auf einem Auge erblindet. Nur ein Viertel der Betroffenen hatte das Feuerwerk selbst gezündet.
Einen gewissen Schutz könnte Menschen, die Raketen und Böller abfeuern oder in der Nähe stehen, zum Beispiel eine Schutzbrille bieten. „Diese kann das Risiko für Verletzungen reduzieren, jede nicht gezündete Rakete aber noch deutlich mehr“, sagt Dr. Ameli Gabel-Pfisterer von der Klinik für Augenheilkunde am Ernst-von-Bergmann-Klinikum Potsdam. Der Internationale Verband der Ophthalmologen (ICO) hat deshalb zu einem weltweiten Verkaufsverbot von Silvesterraketen und –böllern an Laien aufgerufen. Ob ein solches Verbot aus Sicht der DOG sinnvoll ist, sollen nun die Zahlen der kommenden Silvesternacht klären.