15.07.2015
Anwohner in der Nähe von Windenergie-Anlagen fürchten oft, dass die tiefen Töne, die Rotoren und die Luftströmung erzeugen, krank machen können. Doch kann man diesen sogenannten Infraschall tatsächlich hören? Ein internationales Expertenteam hat an der unteren Grenze des Hörfrequenzbereichs nachgemessen. Ihr Ergebnis unterstützt zum Teil die Argumente der Windkraft-Kritiker.
Der Mensch hört tiefere Töne als bislang bekannt, nämlich schon ab 8 Hertz, wie die Untersuchung ergab, die von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) koordiniert wurde. Bis zu dieser Frequenz konnte bei den Versuchsteilnehmern eine Erregung in dem Gehirnbereich nachgewiesen werden, der für das Hören zuständig ist. Der Wert liegt eine ganze Oktave tiefer als der tiefste Ton des bisher angenommenen Hörfrequenzbereiches. Alle Betreffenden gaben dabei ausdrücklich an, etwas wahrgenommen zu haben, was jedoch nicht immer einem Ton entsprach. Außerdem sprachen darauf auch Gehirnregionen an, die bei Emotionen eine Rolle spielen. „Der Mensch nimmt eher diffus wahr, dass da irgendwas ist und dass das auch eine Gefahr bedeuten könnte", erklärt Christian Koch, der Studienleiter vom PTB.
Viele Fragen bleiben offen, unter anderem die, ob der tiefe Schall tatsächlich negativen Einfluss auf die Gesundheit hat. Denn längst nicht alle Anwohner einer Windenergie-Anlage bemerken tatsächlich etwas. „Im Grunde stehen wir erst am Anfang. Weitere Forschung ist dringend notwendig", betont Koch. In einem Folgeprojekt wollen die Forscher gezielt jene Menschen untersuchen, die sich von „unhörbarem" Schall belästigt fühlen. Bei Infraschall handelt es sich um sehr tiefe Töne unter der Hörschwelle von etwa 16 Hertz. Er tritt in vielen Bereichen des Alltags auf: nicht nur bei Windenergie-Anlagen, sondern manchmal auch dann, wenn ein LKW am Haus vorbeidonnert oder wenn ein Hausbesitzer sich einen Stromgenerator im Keller installiert.
PTB/RF