Hanke Huber
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15.06.2024
Das Erste, was Männer mit einer Erektionsstörung tun können, ist, ihren Lebensstil kritisch unter die Lupe zu nehmen. "Die Identifikation von Risikofaktoren und in der Folge eine Änderung des Lebensstils stehen in der europäischen Leitlinie an erster Stelle", sagt Dr. Christian Leiber-Caspers, Sektionsleiter Andrologie am Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld. Das betrifft zum Beispiel Sport, Übergewicht, Alkohol oder Rauchen.
Schnell und einfach ist dieser Weg jedoch nicht. "Wenn ich sage: Jetzt hören Sie mal auf zu rauchen, nehmen Sie zehn Kilo ab und machen Sie regelmäßig Sport, ist das aus Patientensicht nicht besonders attraktiv. Obwohl es für viele der beste Weg wäre", so der Urologe. "Es gibt aber klare Daten, dass sich die Erektionsfähigkeit dann dramatisch verbessert." Genaugenommen wirke die Lebensumstellung genauso gut wie PDE-5-Hemmer, nur nicht so schnell.
PDE-5-Hemmer:
"Aus Sicht des Patienten wäre das ideale Medikament eine Tablette, die keine Nebenwirkungen hat, nichts kostet und in 100 Prozent der Fälle wirkt. Die gibt es natürlich nicht. Aber die PDE-5-Hemmer sind nicht so meilenweit davon entfernt", erklärt Leiber-Caspers. Die vier zugelassenen Wirkstoffe – Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil und Avanafil – wirken gefäßerweiternd und fördern so die Erektion. Ihre Nebenwirkungen unterscheiden sich kaum. Leiber-Caspers: "Es kann zu Kopfschmerzen, verstopfter Nase oder Sodbrennen kommen, der Blutdruck kann ein bisschen sinken, das Herz etwas schneller schlagen, was für die meisten Männer unproblematisch ist." Optisch beeindruckend sei die Flush-Symptomatik. "Die einnehmende Person bekommt einen knallroten Kopf, aber nicht wegen hohem Blutdruck, sondern weil sich die Kapillargefäße erweitern", erklärt der Androloge. Da es auch Umstände, bei denen die Mittel nicht eingenommen werden dürfen, sind sie verschreibungspflichtig.
Prostaglandin:
Eine wirkungsvolle, wenn auch unbeliebte Behandlungsform stellt die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie dar, kurz SKAT genannt. Bei ihr injiziert man ein Prostaglandin direkt in den Schwellkörper. "Das führt zu einer maximal starken Gefäßerweiterung und einer sehr guten Erektion", so Leiber-Caspers. Die Crux: Man muss es sehr vorsichtig dosieren. "Eine der typischen, problematischen Nebenwirkungen bei dieser Therapie ist der Priapismus, die schmerzhafte Dauererektion. Davon sprechen wir, wenn eine Erektion länger als vier Stunden anhält. Das ist ein urologischer Notfall, der sofort behandelt werden muss", warnt der Experte. Weniger gut funktioniere es, Prostaglandine mit einem Pellet in die Harnröhre zu applizieren oder als Gel auf die Eichel aufzutragen, in der Hoffnung, es würde zum Penisschwellkörper gelangen. "Das passiert zu einem gewissen Grad, aber die Wirkung ist eher mäßig, und Patienten berichten häufig über Irritationen wie Brennen in der Harnröhre oder sogar leichte Blutungen", weiß Leiber-Caspers.
Vakuumpumpe:
Einen anderen Ansatz verfolgt die Vakuumpumpe. Diese erzeugt einen Unterdruck und saugt so passiv das Blut in die Schwellkörper. Ein auf die Penisbasis gestreifter Gummiring verhindert den Rückfluss, wenn das Vakuum gelöst wird. "Das ist natürlich anders, als wenn die Schwellkörper aktiv mit arteriellem Blut befüllt werden. Trotzdem kann das bei entsprechender Handhabung gut funktionieren. Allerdings kommt das Vakuum nur an den äußeren Teil des Penis. Er wird also unter Umständen nur in den vorderen zwei Dritteln fest. Aber es ist besser als nichts und nebenwirkungsarm", beschreibt der Androloge. Da die Vakuumpumpe als Hilfsmittel gilt, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten.
Stoßwellentherapie:
Eine weitere Möglichkeit stellt die Stoßwellentherapie dar. Das Problem: "In der Leitlinie steht ziemlich deutlich, dass die Datenlage hierzu noch uneinheitlich ist", so Leiber-Caspers. Diese Therapie ist daher eine Behandlungsform, deren Kosten die Krankenkassen bisher nicht übernehmen. Hydraulisches Schwellkörperimplantat: Für Männer mit einer schweren, organisch bedingten Erektionsstörung, bei denen andere Therapien nicht wirken – etwa bei Diabetikern oder nach einer Prostatakrebs-Operation –, stellt dem Andrologen zufolge das hydraulische Penisimplantat eine sehr gute und effektive Lösung dar. Auch dieser Eingriff wird, wenn die Voraussetzungen stimmen, von den Krankenkassen übernommen. »Das funktioniert hervorragend: Die Zufriedenheitsrate bei den Patienten und ihren Partnerinnen beziehungsweise Partnern liegt bei über 90 Prozent«, weiß Leiber-Caspers, der diese Operation seit rund 20 Jahren durchführt.
Faktor Psyche:
Stehen psychische Faktoren im Vordergrund, ungelöste Probleme aus der Vergangenheit, mit der Partnerin oder dem Partner, aber auch das relativ neue Phänomen der Pornosucht, kann eine qualifizierte Therapie bei einem Psycho-, Sexualoder Paartherapeuten helfen.
P -SHOT
Wer nach Hilfe bei Erektionsproblemen sucht, stößt derzeit oft auf den sogenannten »P-Shot«. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im Beitrag "Besseren Sex durch P-Shot?" hier auf aponet.de.