Lena Höppner
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11.12.2021
An den Feiertagen viel Zeit mit der Familie auf engem Raum zu verbringen, löst nicht bei jedem Menschen Begeisterungsstürme aus. Besonders für Menschen, die Beschimpfungen, viel Streit oder sogar körperliche Gewalt in ihrer Kindheit erlebt haben, belastet die Rückkehr in familiäre Strukturen oft sehr. In diesem Fall sei es wichtig, gut für sich selbst zu sorgen und anzuerkennen, dass manchmal professionelle Hilfe sinnvoll ist, erklärt die Psychologin Dr. Ruth Wells von der Universität New South Wales in Australien.
Am besten überlege man sich vorher einen Plan für bestimmte Situationen, in denen man Unbehagen fühlt, rät die Psychologin. Dies sei auch wichtig, da es in schwierigen Situation oft nicht so einfach fällt, einen klaren Gedanken zu fassen. Drei grundlegende Strategien zur Beruhigung und Selbstfokussierung könne man für solche Situationen erlernen und dann automatisch abspielen:
Achtsamkeit
Bekannt aus dem englischen als „Mindfulness“, befindet man sich mit seinem gesamten Bewusstsein im hier und jetzt. Die Gedanken hängen nicht in der Vergangenheit fest oder beschäftigen sich mit zukünftigen Sorgen – man achtet auf den aktuellen Moment, ohne ihn zu werten. Diese Fähigkeit könne jeder lernen, jedoch nicht von heute auf morgen. Am besten sucht man sich dafür einen Experten, erste Übungen könne man aber auch mit App probieren, meint die Psychologin.
Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT)
Im Kern dieser Therapie lernt man, zu akzeptieren, dass es Situationen gibt, in denen man nichts ändern kann, selbst wenn man sie unfair findet. Sie hilft dabei aber auch, die eigenen Werte herauszufinden, für diese einzustehen und Energie aufzubringen, diese umzusetzen. Besonders in schwierigen Situation, beispielsweise dem Weihnachtsfest hilft die Therapie dabei, die eigene Würde zu bewahren.
Systematisches Vorgehen
Die meisten Probleme treten im Rahmen eines komplexen Netzwerkes der Familie auf, die aus verschiedenen Charakteren besteht, so die Psychologin. Alle diese Charaktere tragen einen Anteil an solchen Situationen. In jeder Familie gebe es bestimmte Muster, nach denen man antwortet und handelt. Diese wiederholen sich in regelmäßigen Abständen. Es lohne sich, zu überlegen, was passiere, wenn man plötzlich anders reagiert als sonst, schlägt Dr. Wells vor.
Abschließend rät die Psychologin, sich rechtzeitig um Hilfsangebote über die Feiertage zu kümmern, da viele Therapeuten Urlaub haben. Wichtig sei, dass man sich entspannt und nicht zu sehr stresst. „Suchen Sie sich etwas, dass ihnen Spaß macht beispielsweise Sport, gerne auch in Gesellschaft“, so ihr abschließender Tipp.
Quelle: https://newsroom.unsw.edu.au/news/health/take-stress-out-christmas-being-kind-yourself