07.02.2014
Ebenmäßige, durchschnittliche Gesichter finden viele attraktiv. Doch ein attraktives Gesicht ohne auffallende Merkmale bleibt nur schlecht im Gedächtnis haften. Erst wenn zusätzlich noch große Augen oder eine markante Mundpartie hinzukommen, erinnert man sich besser daran. Das haben Psychologen der Universität Jena jetzt festgestellt.
"Wir konnten zeigen, dass sich Testpersonen sogar eher an unattraktive Gesichter erinnern als an attraktive, wenn diese keine besonders auffälligen Merkmale aufweisen", sagt der Psychologe Dr. Holger Wiese. Das Ergebnis hatte die Forscher überrascht. Bisher waren sie davon ausgegangen, dass es generell leichter sei, sich an attraktiv empfundene Gesichter zu erinnern, "einfach weil wir schöne Gesichter lieber betrachten", so Wiese. Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein. Die Psychologen gehen nun vielmehr davon aus, dass emotionale Einflüsse den Lernprozess bei attraktiven Gesichtern stören und dadurch ein späteres Wiedererkennen erschwert wird. Darauf weisen Messungen der Hirnströme hin, die gleichzeitig mit Gedächtnistests durchgeführt worden waren, berichten die Forscher im Fachblatt Neuropsychologia.
Für ihre Untersuchung hatten die Testpersonen Fotos von markanten Gesichtern betrachtet, die Hälfte davon war attraktiv, die übrigen eher unattraktiv. Sie bekamen die Gesichter jeweils nur wenige Sekunden zu sehen, um sie sich einzuprägen. Während der anschließenden Testphase wurden ihnen wieder Gesichter gezeigt und sie mussten entscheiden, ob sie diese wiedererkennen. Eine interessanter Nebenaspekt: Die Forscher erhielten bei attraktiven Gesichtern deutlich mehr falsche positive Antworten. Das heißt, dass die Studienteilnehmer angaben, ein Gesicht zu erkennen, obwohl sie es vorher noch nie gesehen hatten. "Offensichtlich neigen wir gelegentlich dazu zu glauben, dass wir ein Gesicht wiedererkennen, einfach weil wir es attraktiv finden", vermutet Wiese.
HH