09.09.2020
„Als Faustregel gilt: Je schlechter die Nierenfunktion, desto geringer die Dosis“, sagt Apothekerin Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Der Grund dafür ist einfach: Die Niere funktioniert wie ein »Klärwerk«. Sie produziert Harn und scheidet mit diesem Arzneistoffe aus. Bei einer Nierenschwäche arbeitet dieses Filtersystem nicht mehr richtig. Dies kann dazu führen, dass Medikamente und deren Abbauprodukte nicht mehr ausgeschieden werden und der Wirkstoffspiegel im Körper ansteigt. "In der Folge kann es dann beispielsweise zu stärkeren Nebenwirkungen kommen", erklärt Funke.
Patienten mit einer reduzierten Nierenfunktion lassen sich daher vor der Einnahme von rezeptfreien Schmerz- und Erkältungsmitteln am besten in der Apotheke vor Ort zur richtigen Dosierung beraten. Das gilt auch für Kombipräparate, die Ibuprofen, ASS, Diclofenac und Naproxen enthalten. Eventuell muss auch ganz von diesen abgeraten und eine verträglichere Alternative gefunden werden.
Grundsätzlich gilt: Eine unkritische Selbstmedikation mit ASS, Ibuprofen & Co. in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum kann auch die Nieren von gesunden Menschen schädigen. Halten Schmerzen länger als drei Tage an, sollte die Ursache abgeklärt werden, ehe unbedacht zu Schmerzmitteln gegriffen wird. Außerdem gilt es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen: am besten zwischen 1,5 und 2 Litern am Tag.
Funke weist darauf hin, dass eine Nierenschwäche auch lange unbemerkt bleiben kann. Oft zeigen sich Schäden erst, wenn die Leistung der Niere bereits unter 60 Prozent gesunken ist. Das kann sich durch Wassereinlagerungen in den Beinen äußern oder durch einen gestörten Mineralienhaushalt. Auch eine geringere Belastbarkeit und Müdigkeit können Warnhinweise sein. Ob die Niere gut funktioniert, kann der Arzt durch eine Kreatinin-Bestimmung feststellen oder durch einen Test, der den Eiweißgehalt im Urin misst.
NK