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"Abnehmspritzen" im Check

Apotheker Sven Siebenand/PZ/RF  |  14.02.2023

Die Aufregung um "Abnehmspritzen" ist insbesondere in den sozialen Netzwerken riesig. Ist das Ziel "Weg mit dem Speck" damit erreichbar? Antworten zu Semaglutid und Co. gab es bei einem Pressebriefing.

Füße auf einer Personenwaage.
Sind Abnehmspritzen eine nachhaltige Lösung für Übergewicht?
© spukkato/iSockphoto.com

Seit Jahren verordnen Ärzte Wirkstoffe wie Liraglutid, Exentatid oder Semaglutid, sogenannte GLP-1-Rezeptorantagonisten, im Rahmen einer Diabetes-Behandlung. Diese senken nicht nur den Blutzucker, sondern steigern das Sättigungsgefühl und mindern das Hungergefühl, indem sie bestimmte Abläufe im Gehirn aktivieren. Liraglutid besitzt seit einigen Jahren sogar eine Zulassung zur Behandlung von starkem Übergewicht. Ein zu diesem Zwecke in der EU zugelassenes Präparat mit Semaglutid ist noch nicht auf dem deutschen Markt verfügbar.

Ein richtiger Hype um die sogenannten Abnehmspritzen ist vermehrt in den vergangenen Monaten aufgekommen – auch getrieben durch Posts in den sozialen Medien. Dies war der Anlass, Experten zu dieser Wirkstoffgruppe genauer zu befragen.

Professor Dr. Jens Aberle vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bestätigte, dass GLP-1-Rezeptoragonisten tatsächlich effektive Mittel sind, um abzunehmen. Er sprach von Game-Changern. Noch nie zuvor habe man Medikamente zur Hand gehabt, die in die Nähe der Effektivität einer bariatrischen Operation kommen, der sogenannten Magen-Verkleinerung. Diese reduziert das Körpergewicht um durchschnittlich 30 bis 35 Prozent. Durch GLP-1-Rezeptoragonisten zeigten sich in Studien Gewichtsreduktionen von 15-20 Prozent. Zudem sei das Sicherheitsprofil dieser Wirkstoffe laut Aberle sehr gut.

Nur bei krankhaftem Übergewicht

Für ihn kommen aber die Medikamente aber nur für stark übergewichtige Menschen infrage, mit einem Body-Mass-Index ab 30 oder ab 27, wenn zusätzliche Erkrankungen vorliegen. "Wir behandeln aus medizinischer Indikation und nicht aus kosmetischer Indikation", stellte er klar und betonte auch, dass viele Menschen nach dem Absetzen der Mittel wieder zunähmen. Daher sei es wichtig, unter der Therapie auch die Bedeutung von Interventionen wie Ernährungsumstellung und mehr Bewegung immer wieder zu thematisieren.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Aberle berichtete über Übelkeit, von der viele betroffen sind. Daher müsse man einschleichend dosieren. Das Risiko für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse sei insgesamt minimal und meist durch Gallensteinbildung bedingt. Positiv an der Wirkstoffgruppe sei wiederum ein Fakt, der insbesondere aus Diabetes-Studien bekannt sei: Die Substanzen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse senken und den Übergang von Prädiabetes zu Diabetes verhindern, sofern sie frühzeitig eingesetzt werden.

Momentan übernehmen die Krankenkassen die Kosten für gewichtsreduzierende Medikamente in der Regel nicht. Für Aberle steht dies im Widerspruch zur erfolgten Anerkennung des Übergewichts als Erkrankung. Auf diesem Gebiet gebe es momentan aber viel Dynamik. Der Präsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft hält es für möglich, dass in den kommenden ein bis anderthalb Jahren Medikamente zur Gewichtsreduktion für bestimmte Anwendungsgebiete erstattet werden, wie es beispielsweise bereits in der Schweiz und in England der Fall sei.

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