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15.12.2022
159 Audioaufnahmen von Arzt-Patienten-Gesprächen zeigen, dass Hausärzte ihren Patienten mit Adipositas nur selten wirksame Ratschläge zur Gewichtsabnahme geben: Die meisten sagten ihren Patienten einfach, sie sollten weniger essen und sich mehr bewegen. Die Beratung war in der Regel kaum auf die persönliche Situation der Patienten zugeschnitten und berücksichtigte zum Beispiel nicht, ob diese bereits vorher versucht hatten abzunehmen und welche Strategien sie dabei ausprobiert hatten. Das zeigt eine Studie in der Fachzeitschrift “Family Practice” der Oxford Academy in Großbritannien.
In 97 Prozent der Fälle war die Beratung abstrakt oder pauschal. Beispielsweise gab es Ärzte, die ihren Patienten sagten, sie sollten „einfach den Lebensstil ein wenig ändern“. 76 Prozent der Ärzte rieten ihren Patienten, sich anderswo Hilfe zur Unterstützung bei der Gewichtsabnahme zu holen. Teilweise wurden Anleitungen zur Gewichtsabnahme gegeben, allerdings ohne Einzelheiten dazu, wie man sie umsetzt. Wenn Ärzte spezifische Informationen anboten, waren diese oft wissenschaftlich nicht fundiert, so dass ein Erfolg fragwürdig war. Auch gab es die Vorstellung, dass bereits kleine Verhaltensänderungen wie häufiger die Treppe zu nehmen einen großen Einfluss auf die Gewichtsabnahme haben können – ein weit verbreiteter Glaube, für den es keine Beweise gibt. Ein weiterer gängiger Mythos war auch, dass Patienten „nur die richtige Einstellung“ bräuchten, um abzunehmen.
„Ärzte brauchen klare Richtlinien, wie sie mit adipösen Patienten über Gewichtsverlust sprechen können. Das kann ihnen helfen, stigmatisierende Klischees nicht zu verstärken und Patienten, die abnehmen wollen, effektiv zu helfen“, meint Studienautorin Madeleine Tremblett, die mit ihrem Team die Forschungsergebnisse veröffentlicht hat.
Quelle: DOI 10.1093/fampra/cmac137