Auch wer keinen Alkohol trinkt, kann sich beim weihnachtlichen Festschmaus einen guten Tropfen einschenken und an Silvester die Korken knallen lassen. Alkoholfreier Sekt und Wein machen es möglich: Sie dürfen laut Gesetz maximal 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten, das sind weniger als vier Gramm pro Liter. Diese Mini-Menge kann beispielsweise auch in Kefir oder Apfelsaft enthalten sein – und reicht garantiert nicht für einen Schwips, geschweige denn für einen Brummschädel am nächsten Morgen.
Restalkohol bleibt
Die Fast-Null-Promille-Tropfen sind eine Alternative für alle, die keinen Alkohol mögen, vertragen oder einen anderen Grund haben, darauf zu verzichten. Für trockene Alkoholiker sind sie allerdings tabu. Alkoholfreie Varianten von Wein, Sekt oder Bier riechen und schmecken ähnlich wie das Original – und lösen damit auf allen Sinnesebenen Reize aus, die das Suchtgedächtnis aktivieren können.
"Damit lässt man den Alkohol sehr nahe an sich heran, was früher oder später einen Rückfall provozieren kann", sagt Gabriele Buhl, Sozial- und Suchttherapeutin der Reha-Klinik St. Landelin in Herbolzheim bei Freiburg. In die Fachklinik für suchtkranke Männer kommen immer wieder Patienten, die nach einer Abstinenzzeit über alkoholfreien Wein & Co. wieder mit dem Trinken begonnen haben, so Buhls Erfahrung.
Wie wird Wein alkoholfrei?
Auch wenn das Angebot nicht gerade üppig ausfällt, findet man mittlerweile in allen größeren Supermärkten alkoholfreien Sekt und Wein. Die Herstellung ist aufwendig. Ausgangsprodukt bildet nicht etwa Traubenmost, sondern guter Wein. Da sich die Aromastoffe während der Gärung an den Alkohol binden, gilt es bei dessen Entfernung, sachte vorzugehen, damit der Geschmack nicht zu sehr leidet. Schonend erfolgt die Entalkoholisierung in speziellen Anlagen, in denen der Wein lediglich auf 28 Grad Celsius vakuum-erhitzt wird. Dabei verdampft der Alkohol mitsamt Aromastoffen, die jedoch aufgefangen und dem Wein anschließend wieder zugeführt werden.
Sekt braucht im Gegensatz zu Wein normalerweise eine zweite Gärung, während der das Kohlendioxid entsteht, das im Sektglas fein perlt und auf der Zunge prickelt. Um die Gärung anzustoßen, versetzt der Winzer die Cuvée – das ist der Verschnitt verschiedener Rebsorten, Jahrgänge und Lagen – mit Kristallzucker und Hefe. In einem druckfesten Behälter verwandelt die Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid.
Schäumendes Getränk
Dabei entsteht Kohlensäure, die nicht aus dem Behälter entweichen kann, sondern im Wein gelöst bleibt. Bei einem Druck von sechs Bar stellen die Hefezellen ihre Aktivität ein. Der Sekt ruht nun mindestens ein halbes Jahr auf der Hefe und entwickelt in dieser Zeit feine Aromastoffe. Alkoholfreier Sekt durchläuft keine zweite Gärung. Daher heißt er rechtlich korrekt "schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein". Stattdessen fügen die Hersteller Gärungs-Kohlensäure zu – und die perlt beim Einschenken im Glas.
Eine Kategorie für sich
Alkoholfreie Sekte und Weine haben übrigens nur ein Drittel der Kalorien wie das Original. Und wie steht es mit dem Geschmack? Promillefreie Weine haben eher einen kurzen Abgang und entwickeln kein raffiniert komponiertes Bukett. Auch bei Sekt scheiden sich die Geister: Manche schmecken erfrischend natürlich und sind eine gute Alternative zu echtem Sekt. Andere müssen sich den Vergleich mit aufgelösten Gummibärchen gefallen lassen. Wie bei allen Geschmacksfragen sollte man einfach mehrere Sorten ausprobieren, um seinen Favoriten zu finden. Einen guten Start ins neue Jahr!
Dipl. oec. troph. Dorothee Hahne