19.01.2017
Allergien ursächlich behandeln: Das geht durch eine systematische Desensibilisierung des Körpers gegen den oder die Auslöser, auch Immuntherapie genannt. Dieses Vorgehen ist nicht ganz unproblematisch. Was für die Sicherheit dieser Therapien getan wird, erläuterte Professor Dr. Stefan Vieths vom Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt in einem Vortrag vor Apothekern in Schladming (Österreich).
In der Vergangenheit wurde vereinzelt von Todesfällen im Rahmen von Immuntherapien gegen Allergien berichtet. Bei den Behandlungen trainiert man das Immunsystem in kleinen Schritten: Der Arzt verabreicht dem Patienten dazu über mehrere Monate im Jahr langsam steigende Mengen des Allergens, sei es Wespengift, Schimmelpilz oder Hausstaubmilbenkot. So soll das Immunsystem dagegen unempfindlich werden. Das Risiko solcher Therapien liegt einerseits in der Krankheit selbst, denn Allergien können nicht nur zu Heuschnupfen, sondern im schlimmsten Fall zum Schock führen – eine lebensbedrohliche Situation. Andererseits kann eine Therapie mit den Allergieauslösern gefährlich werden, wenn die Zusammensetzung des eingesetzten Mittels nicht stimmt. Das „Nicht-stimmen“ kann bedeuten, dass es zu niedrig dosiert oder falsch zusammengesetzt ist. Dann bleibt die Allergie praktisch unbehandelt.
Vieths erklärte, die zur Desensibilisierung eingesetzten Präparate seien häufig sogenannte Individualrezepturen. Diese werden speziell für jeden einzelnen Patienten hergestellt. Bis 2008 fielen diese Rezepturen nicht in die strengen Zulassungsregularien für Fertigarzneimittel. Mit Inkrafttreten der Therapieallergene-Verordnung 2008 änderte sich das. Individualrezepturen mit häufig gefragter Zusammensetzung wurden der Zulassungspflicht unterstellt. Und das bedeutete, dass die zuständige Bundesbehörde, das Paul-Ehrlich-Institut, sowohl auf Sicherheit als auch auf Nutzen prüfte. Zusätzlich muss jede Charge vom Paul-Ehrlich-Institut freigegeben werden. Die neu eingeführten Sicherheitsprüfungen haben laut Vieths großen Erfolg gehabt: Todesfälle bei der Therapie konnten in den letzten Jahren weitestgehend vermieden werden.
JPL