12.04.2016
Ein besonders trauriger Aspekt der Alzheimer-Krankheit ist, dass Betroffene die Menschen, die ihnen besonders nahestehen, nicht mehr erkennen. Dass dies nicht einfach nur mit dem Gedächtnis zu tun hat, fanden kanadische Forscher jetzt heraus.
Der Studie zufolge schränkt die Alzheimer-Krankheit die Fähigkeit ein, ein Gesicht als Ganzes wahrzunehmen. Diese Fähigkeit ist nötig, um Gesichter schnell zu erkennen und zuzuordnen. Wie die Wissenschaftler feststellten, hatten Alzheimer-Patienten mehr Probleme damit, Gesichter auf Fotos zu erkennen als gesunde Teilnehmer. Sie waren langsamer und machten mehr Fehler, wie die Forscher um Dr. Sven Joubert, Professor für Psychologie an der University of Montreal in der Fachzeitschrift Journal of Alzheimer Disease berichten.
Lagen die Fotos hingegen verkehrt herum, schnitten sie ähnlich gut ab wie gesunde Studienteilnehmer. Um ein auf dem Kopf stehendes Gesicht zu erkennen, müsse das Gehirn viele einzelne Komponenten wie Augen, Nase oder Mund analysieren und zuordnen, erklärt Joubert. Im Gegensatz dazu steht die holistische Wahrnehmung, bei der ein Gesicht als eine Einheit wahrgenommen wird. Das bedeutet: Wenn Alzheimer-Patienten ihre Lieben nicht mehr erkennen, hänge das nicht zwangsläufig damit zusammen, dass sie diese vergessen hätten, so die Forscher. Diese Erkenntnis öffne die Tür zu neuen Strategien, mit deren Hilfe Alzheimer-Patienten Freunde und Angehörige länger erkennen könnten: zum Beispiel durch die Konzentration auf bestimmte Gesichtsmerkmale oder das Erkennen von Stimmen.
HH