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03.02.2023
Bei chronischen Schmerzen sind die üblichen Schmerzmedikamente manchmal nicht ausreichend wirksam oder haben Nebenwirkungen. Deshalb verschreiben weltweit immer mehr Ärzte Antidepressiva zur Schmerzlinderung, obwohl die Betroffenen nicht an einer Stimmungsstörung oder Depression leiden. Es ist bisher nicht einmal ausreichend geklärt, welche Antidepressiva bei verschiedenen Schmerzzuständen wirksam sind.
Eine neue Studie in der Fachzeitschrift „The BMJ“ untersuchte erstmals umfassend die Sicherheit und Wirksamkeit von Antidepressiva für die Schmerzbehandlung. Demnach sind Antidepressiva wie Duloxetin, die die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin hemmen, wirksam gegen viele Schmerzzustände, beispielsweise bei Rückenschmerzen, Kniearthrose, postoperativen Schmerzen, Fibromyalgie und Nervenschmerzen. Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin werden zwar am häufigsten gegen Schmerzen verordnet, scheinen in den meisten Fällen aber nur wenig oder gar nicht zu wirken.
Umstrittene Anwendung bei Schmerzen
Unter Fachleuten sind Antidepressiva für die Schmerzbehandlung umstritten: Das britische Gesundheitsinstitut NICE empfiehlt in einer medizinischen Leitlinie verschiedene Arten von Antidepressiva wie Amitriptylin, Citalopram, Duloxetin, Fluoxetin, Paroxetin oder Sertralin für Erwachsene mit chronischen Schmerzen. Dr. Giovanni Ferreira von der Universität Sydney ist anderer Meinung: „Das Empfehlen einer Liste von Antidepressiva ohne sorgfältige Prüfung der Evidenz […] kann Ärzte und Patienten zu der Annahme verleiten, dass alle Antidepressiva bei Schmerzzuständen die gleiche Wirksamkeit haben. Wir haben gezeigt, dass dem nicht so ist.“
Er wies darauf hin, dass es neben Schmerzmitteln auch andere Behandlungsmethoden gibt: „Schmerzmittel […] müssen als Teil der Lösung betrachtet werden. Bei einigen Schmerzzuständen können auch Bewegung, Physiotherapie und Änderungen des Lebensstils helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um mehr darüber zu erfahren, welche Alternativen für Sie geeignet sein könnten.“
Quelle: DOI 10.1136/bmj-2022-072415