30.08.2019
Für Menschen mit Autismus ist es oft schwierig mitzuteilen, wenn sich ihr Stresspegel erhöht und ein aggressiver Ausbruch bevorsteht. Für betreuende Personen wäre es hilfreich, wenn sie Hinweise darauf bekämen, damit sie vorsorglich handeln und den Ausbruch unter Umständen abwenden könnten. Dies könnte ein neu entwickeltes tragbares Gerät leisten, das solche Ausbrüche mit einer Genauigkeit von 84 Prozent eine Minute vorher meldet.
Der Verhaltenswissenschaftler Prof. Matthew Goodwin von der Northeastern University in Boston hat ein am Handgelenk tragbares Gerät für Menschen mit Autismus entwickelt, das Herzfrequenz, Schweißproduktion, Hautoberflächentemperatur und Armbewegungen überwacht. Anhand dieser Merkmale kann das Gerät eine Warnung ausgeben, wenn der Stresspegel des Trägers so steigt, dass eine aggressive Episode droht.
Goodwin und sein Team nahmen bei 20 autistischen Kindern mit regelmäßigen aggressiven Ausbrüchen Messungen vor und zeichneten die entsprechenden Veränderungen auf. Anhand dieser Informationen gelang es den Forschern, aggressive Episoden eine Minute im Voraus mit einer Genauigkeit von 84 Prozent vorhersagen.
Das klingt nach wenig, aber Goodwin erklärt: „Die Erregungswerte sind [bei autistischen Menschen] bereits an der Obergrenze. Es braucht nur wenig, um den Grat zu überschreiten. Wenn wir die Pflegekräfte im Voraus benachrichtigen könnten, würde dies verhindern, dass sie unvorbereitet sind, und sie könnten möglicherweise die Person entspannen und sicherstellen, dass alle in der Umgebung in Sicherheit sind.“
Goodwin ist zuversichtlich, dass sich die Technik noch verbessern lässt und die Vorhersagen langfristiger werden. Er beschreibt, dass viele Familien aus Angst vor aggressiven Ausbrüchen zu Hause bleiben: „Sie gehen nicht mit ihren Kindern ins Kino, in den Park oder zum Einkaufen. Manche Eltern sagen, dass selbst eine Genauigkeit von 60 Prozent besser als der Zufall wäre, den sie jetzt haben. Für sie wäre ein solches Gerät von unschätzbarem Wert.“
ZOU